Test: Samsung Galaxy S20 Ultra 5G Smartphone

Wenn man dem Namenszusatz Glauben schenken möchte, stellt das Samsung Galaxy S20 Ultra 5G die Speerspitze des S20-Serie und somit des gesamten Smartphone-Portfolios des südkoreanischen Herstellers dar. Das weckt große Erwartungen. Ob diese erfüllt oder gar übertroffen werden, klären wir im ausführlichen Testbericht.

Design und Verarbeitungsqualität

Die Optik ist natürlich Geschmackssache. Wie es sich für ein Flaggschiff-Smartphone gehört, macht das Samsung Galaxy S20 Ultra aber auch objektiv einiges her. Die Front- und Rückseite aus robustem Gorilla Glass 6 werden von einem schicken Aluminium-Rahmen zusammengehalten. Dank der grauen Farbgebung wirkt das Smartphone trotz massiver Abmessungen von 166,9 x 76,0 x 8,8 Millimetern recht zurückhaltend. Insgesamt lässt sich die Optik wohl am treffendsten mit den Attributen Schlicht und Edel bezeichnen. Allerdings steht die Hauptkamera deutlich aus dem Gehäuse hervor und wirkt recht klobig.

Die glänzende Rückseite ist nicht übermäßig anfällig für Fingerabdrücke, allerdings lassen sich ein paar Abdrücke nicht vermeiden, was jedoch kein Anlass zur Kritik ist. Aufgrund der hochwertigen Materialien liegt auch die Verarbeitungsqualität in einem sehr guten Bereich. Bis auf einen leichten Grat an der oberen Displaykante und minimal zu großen Spaltmaßen an den Seiten gibt es keinen Anlass zur Kritik. Insgesamt ist das Handy auch schön stabil. Bei unserem Druck- und Biegetest vernehmen wir kein Knarzen oder Knacken.

Das Display bedeckt fast die gesamte Frontseite. An Ober- und Unterseite findet sich jeweils ein drei Millimeter breiter Rand, links und rechts sind es sogar nur zwei Millimeter. Somit hat sich der Bildschirm die Bezeichnung Full-View-Display mehr als verdient. Die IP68-Zertifizierung bescheinigt dem Smartphone nicht nur Staubschutz, auch 30 Minuten im Wasser bis zu einer Tiefe von 1,5 Metern übersteht das Handy.

Display

Samsung Galaxy S20 Ultra
Das Display ist ein echtes Highlight.

Das Display des Samsung Galaxy S20 Ultra ist ein echtes Highlight. Es misst 6,9 Zoll in der Diagonale. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis Samsung ein 7-Zoll-Smartphone auf den Markt bringt. Dank der hohen Auflösung von maximal 3.200 x 1.440 Pixel ist trotz der Größe eine äußerst scharfe Darstellung gegeben. Selbst bei näherer Betrachtung lassen sich keine Pixel erkennen. Für eine flüssige Bewegung sorgt der 120-Hz-Modus. Wer sich einmal an die geschmeidigen Bewegungen beim Navigieren durch die Menüs gewöhnt, möchte nicht mehr auf die herkömmlichen 60 Hertz zurückwechseln, muss dann aber mit einer etwas niedrigeren Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixeln leben. Die volle Auflösung liefert das S20 Ultra bei 120 Hertz nämlich nicht. Das ist für eine scharfe Darstellung zwar immer noch völlig ausreichend, allerdings fühlt sich der Kompromiss bei einem so teuren Gerät trotzdem falsch an.

Das Display ist leicht gewölbt, allerdings nur so dezent, dass das Aufbringen einer Displayschutzfolie kein Problem ist. Zudem punktet der Bildschirm durch eine ausgesprochen hohe Helligkeit. Im Innenbereich kann sich die Helligkeit bereits sehen lassen, bei direkter Sonneneinstrahlung schaltet das Samsung noch einen Boost zu, der das Ablesen auch dann noch ermöglicht. Dank hoher Blickwinkelstabilität bleiben die Farben auch aus seitlicher Ansicht erhalten – hervorragend. Da Samsung die OLED-Technologie verwendet, hinterlassen auch Schwarzwert und Kontrast einen bleibenden Eindruck.

Hardware

Samsung Galaxy S20 Ultra
Die Hardware ist einem Flaggschiff würdig, allerdings ist die Leistung in der Praxis minimal enttäuschend.

Samsung spendiert dem S20 Ultra einen neuen hauseigenen Prozessor. Die Achtkern-Variante Exynos 990 taktet bis zu 2,73 Gigahertz und wird von satten 12 Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt. Es ist sogar eine 16-Gigabyte-Version erhältlich. Somit kann sich die Performance vor allem im alltäglichen Betrieb mehr als sehen lassen. Dementsprechend erhält das Smartphone im Work-2.0-Performance-Test von PC-Mark für Android beachtliche 11.855 Punkte. Anwendungen starten sehr zügig, Ladezeiten beschränken sich auf ein Minimum und auch exzessives Multitasking ist kein Problem. Hier wird das Samsung Galaxy S20 Ultra seinem Premium-Anspruch mehr als gerecht.

Etwas enttäuscht sind wir dagegen von der Gaming-Performance. Beim Slig-Shot-Extreme-Test von 3D Mark erhält das Ultra „nur“ 6.743 Punkte. Das ist zwar ein guter Wert, doch gerade von einem absoluten High-End-Gerät und in Anbetracht der beeindruckenden technischen Daten hätten wir etwas mehr erwartet. Trotzdem ist die Leistung alles andere als schlecht und selbst grafisch anspruchsvollere Spiele wie „Asphalt 9“ oder das aktuell sehr beliebte „Call Of Duty Mobile“ laufen problemlos. Der interne Speicher unseres Testgeräts liegt bei 128 Gigabyte. Der dürfte zwar nicht so schnell zur Neige gehen, wer trotzdem mehr benötigt, kann zur deutlich teureren 512-Gigayte-Version greifen oder den Speicher über MicroSD-Karten um bis zu ein Terabyte erweitern.

Betriebssystem und Bedienung

Samsung Galaxy S20 Ultra
Auf der rechten Seite befinden sich Power-Taste und Lautstärkewippe.

Als Betriebssystem kommt wie von Samsung gewohnt Android von Google zum Einsatz. Android liegt in der aktuellen Version 10 vor, wird jedoch von der hauseigenen Benutzeroberfläche OneUI noch etwas angepasst. Insgesamt bereitet die Bedienung keine Probleme. Die Menüs sind logisch aufgebaut und alle Einstellungsmöglichkeiten schnell gefunden. Mikroruckler oder ähnliches erschweren die Handhabung ebenfalls nicht und gerade im 120-Hertz-Modus läuft alles extrem flüssig.

Die Power-Taste liegt genauso auf der rechten Seite des Handys wie die Laut- und Leise-Wippe. Beide Bedienelemente lassen sich problemlos mit dem Daumen der rechten Hand erreichen, haben einen angenehmen Druckpunkt und reagieren präzise. Ein längerer Druck auf den Power-Button aktiviert jedoch den integrierten Sprachassistenten Bixby. Der Nutzer hat also keine Möglichkeit, das Smartphone über die Taste komplett herunterzufahren. Das ist nur über das Schnellmenü am oberen Rand des Displays möglich. Ein kurzer Druck auf die Power-Taste schaltet das Handy in den Standby-Modus. Der Google Assistant ist natürlich ebenfalls mit an Bord. Ein längerer Druck auf den virtuellen Home-Button an der Unterseite des Bildschirms startet diesen.

Trotz der ausladenden Abmessungen liegt das Smartphone gut in der Hand, was vor allem an der recht griffigen Glasrückseite liegt. Eine Einhandbedienung ist jedoch trotzdem schwer beziehungsweise gerade mit kleinen Fingern unmöglich. Allerdings hat Samsung wieder den praktischen Einhandmodus integriert, den der Nutzer im Menü jedoch zunächst aktivieren muss. Dann lässt sich das Display entweder per Geste oder durch doppelten Tab auf den Home-Button verkleinern, um auch den oberen Displayrand noch erreichen zu können. Wie auch bei der restlichen Bedienung empfinden wir die klassische Tastenbedienung im Vergleich zur Gestensteuerung als angenehmer.

Kamera

Samsung Galaxy S20 Ultra
Der Spacezoom holt Objekte beeindruckend nah heran, die Bildqualität lässt jedoch zu Wünschen übrig.

Samsung legt bei der Bewerbung des Galaxy S20 Ultra sehr viel Wert auf die Kamera und wie bereits oben beschrieben, ragt das Fotokonglomerat auch optisch deutlich heraus. Die Hauptkamera löst mit 108 Megapixeln auf und verfügt über eine f/1.8-Blende. Hinzu kommen eine 48-Megapixel-Zoom-Kamera mit f/3.5-Blende, eine Ultra-Weitwinkel-Kamera mit 12 Megapixeln und f/2.2-Blende sowie  ein Time-of-Flight-Sensor.

Samsung verwendet dabei die sogenannte Nona-Pixel-Binning. Dabei werden neun Bildpunkte zu einem Pixel mit einer Größe von 2,4 Mikrometern zusammengefasst was ein Ergebnis von 12-Megapixel-Bildern zur Folge hat. Dadurch sollen die Fotos nicht nur besser aussehen, sondern vor allem nachts auch weniger Bildrauschen aufweisen. Insgesamt macht die Hauptkamera wirklich hervorragende Aufnahmen. Bei Tageslicht zeichnen sie sich durch eine sehr feine Detailzeichnung und eine sehr satte Farbwiedergabe aus, die allerdings manchmal etwas unnatürlich wirken kann – trotzdem sehr schick. Aber auch bei schlechtem Licht machen die Bilder noch einiges her. Das Bildrauschen beschränkt sich auf ein Minimum und die Fotos bestechen immer noch mit einer guten Detailschärfe

Unter den vier Linsen steht groß der Schriftzug 100x. Der von Samsung Spacezoom betitelte Digitalzoom holt Objekte tatsächlich fast schon unverschämt nah heran, aber natürlich leidet die Bildqualität erheblich. Somit sind die Aufnahmen eigentlich nicht zu gebrauchen und maximal ein nettes Gimmick. In der Praxis dürfte der Spacezoom damit eher selten zum Einsatz kommen. Ganz im Gegensatz zum vierfach optischen und 10-fach-Hybrid-Zoom der Telefoto-Linse. Hier haben die Fotos die gewohnte Klasse. Praktisch: Ab 20-fachem Zoom schaltet die Foto-App ein kleines Übersichtsbild zu, damit die Übersicht nicht verloren geht und der Nutzer das gewünschte Objekt auch findet.

Auch in puncto Video-Funktionen hat das Galaxy S20 Ultra einiges zu bieten. So filmt der Nutzer auf Wunsch sogar in 8K-Qualität, muss dann aber mit 24 Bildern pro Sekunden leben. Wer sich mit Full HD oder Ultra HD begnügt kommt in den Genuss extrem flüssiger 60 Bilder in der Sekunde. Die Videos machen einiges her und unterstützten auch HDR für einen verbesserten Kontrast und eine größeren Farbtiefe.

Akku, Anschlüsse und Lautsprecher

Samsung Galaxy S20 Ultra
Bildschirmdiagonale6,9 Zoll
Displayauflösung3.200 x 1.440 Pixel
BetriebssystemAndroid 10
Interner Speicher128 / 512 GB
Der integrierte Lithium-Ionen-Akku besitzt eine Kapazität von 5.000 mAh. Das klingt auf dem Papier beeindruckend, in der Praxis ist die Laufzeit jedoch etwas enttäuschend. Trotzdem müssen sich Käufer natürlich keine Sorgen um einen schnell zur Neige gehenden Akku machen. Wer das Smartphone intensiv nutzt, sollte trotzdem gut durch den Tag kommen. Gelegenheitsnutzer müssen nach knapp zwei Tagen das Ladekabel herausholen. Apropos Ladekabel: Das S20 Ultra unterstützt theoretisch 45 Watt-Ladegeräte. Im Lieferumfang befindet sich allerdings nur die 25-Watt-Variante, damit ist die Ladedauer mit knapp 1,5 Stunden zwar ebenfalls ordentlich, bei einem Premium-Modell hätten wir uns jedoch die Top-Ausstattung gewünscht. Kabelloses Laden über den Qi-Standard ist natürlich ebenfalls möglich, hier hat es jedoch auch keine Ladeschale in die Verpackung geschafft.

Die Stereo-Lautsprecher überzeugen uns im Test dagegen durch die Bank, vor allem die hohe Lautstärke mit nur minimalen Verzerrungen. Insgesamt kann sich der Nutzer über ein sehr gutes Klangerlebnis freuen, da der Sound durch die verteilten Lautsprecher von der Ober- und Unterseite des Geräts kommt. In puncto Mobilfunkstandards lässt das Samsung keine Wünsche offen und verfügt auch über ein integriertes 5G-Modul. Bei den physischen Schnittstellen müssen Käufer allerdings ohne Kopfhöreranschluss leben. Obwohl Samsung lange Zeit ein Verfechter der Buchse war, geht der Hersteller jetzt wohl auch den aktuellen Trend mit. Wer Kopfhörer verbinden möchte, muss den USB-C-Anschluss oder Bluetooth verwenden.

Fazit

Das Samsung Galaxy S20 Ultra 5G wird dem Premium-Anspruch über weite Teile gerecht. Design und Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben, auch wenn sich einige Nutzer an der klobigen Kameraeinheit stören könnten. Das Display ist ein echter Hingucker und überzeugt durch seinen 120-Hertz-Betrieb. Dass der Nutzer dann allerdings mit einer niedrigen Auflösung leben muss, widerspricht unserer Meinung nach dem High-End-Status. Hobby-Fotografen dürfen mit dem S20 Ultra ebenfalls glücklich werden, auch wenn der Spacezoom eher Gimmick als echter Mehrwert ist. Die Hardware ist ebenfalls auf Top-Niveau, wenn auch nicht die absolute Speerspitze. Vom 5.000-mAh-Akku haben wir uns etwas mehr erwartet, trotzdem liefert er gute Ergebnisse.

So testen wir Smartphones

Wertung

: Samsung Galaxy S20 Ultra 5G

Samsung Galaxy S20 Ultra 5G
  1. Design und Verarbeitung
    1,2
    • Bildschirm
      1,2
      • Hardware, Betriebssystem und Bedienung
        1,6
        • Kamera
          1,4
          • Akku und Anschlüsse
            2,0

            Pros

            • Sehr gute Verarbeitung
            • Hervorragendes Display
            • 120-Hertz-Betrieb
            • Sehr gute Kamera
            • Überzeugende Hardware
            • Gute Akkulaufzeit ...

            Cons

            • ... die jedoch noch etwas besser sein könnte
            • Gedrosselte Auflösung im 120-Hertz-Betrieb