Test: NIU KQi3 Max E-Scooter

Was kann die Oberklasse unter den E-Scootern leisten? Mit einem Marktpreis von etwa 900 Euro hat uns das teuerste Modell von NIU in der Redaktion besucht. Der NIU KQi3 Max soll Steigungen bis zu 25 % bewältigen und maximal 65 Kilometer am Stück schaffen. Das klingt nach großem Fahrspaß. Ob der KQi3 Max diese hohen Erwartungen erfüllen kann, verrät unser E-Scooter-Test.  

NIU KQi3 Max auf Schotter
NIU KQi3 Max (Foto: Testsieger.de)

Design und Verarbeitung

Der hohe Preis spiegelt sich in der Verarbeitung wider. Der Hersteller verwendet hauptsächlich ein robustes Aluminium mit einem mattschwarzen Finish. Einzig die Umrandung des Trittbretts sowie die Schutzbleche an Vorder- und Hinterrad bestehen aus schwarzem und grauem Kunststoff. Hinzu kommen vereinzelte Farbakzente wie das rot gefärbte Bremskabel oder rote Streifen an den Reifen. Dadurch wirkt de NIU KQi3 Max unauffällig und dezent. Weiteren Farbvarianten sind derzeit nicht erhältlich.

Die schwarze Lackierung wirkt insgesamt hochwertig. Uns fallen auch bei genauerem Hinsehen keine Ungleichmäßigkeiten auf. Auch der Rest der Verarbeitung hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Wir können keine unregelmäßigen Spaltmaße feststellen. Auch das Trittbrett überzeugt. Die gummierte Oberseite verspricht einen festen Stand.

Am Lenker verbaut NIU eine Art „Windbraker“ beziehungsweise Schutzschild, das gegen Wind schützen soll. Die gummierten Lenkergriffe sollen ein Abrutschen verhindern. Dazwischen befinden sich die Bedieneinheit, das Display sowie die Ein- und Ausschalt-Taste. Letztere hat aus unserer Sicht einen guten Druckpunkt. Ein kleiner Kritikpunkt: Der Gashebel ist nicht gummiert. Das hätte den Komfort noch etwas erhöht.

Mit einem Gewicht von etwa 21 Kilogramm (inklusive Akku) ist das Modell ein echtes Schwergewicht, sozusagen ein SUV unter den elektrischen Scootern. Das spiegelt sich auch in den Abmessungen wider. Mit 114,6 x 54,2 x 120,2 (Länge x Breite x Höhe) Zentimetern ist er deutlich breiter als Einsteiger- oder Mittelklasse-Modelle. Dadurch vermittelt der E-Scooter aber gleichzeitig eine gewisse Robust- und Sicherheit.

Montage

Die Montage ist relativ simpel und selbsterklärend. Der KQi3 Max kommt fast fertig zusammengebaut bei uns an. Lediglich den Lenker müssen wir noch mit vier Schrauben befestigen. Dies gelingt in wenigen Minuten und ist wirklich simpel. Das dafür notwendige Werkzeug ist bereits im Lieferumfang enthalten. Wer möchte, kann den Scooter auch allein aufbauen. Eine zweite Person ist nicht unbedingt nötig.

Nahansicht des Faltmechanismus des NIU KQi3 Max (Foto: Testsieger.de)
Dank eines einfachen Faltmechanismus lässt sich der KQi3 Max problemlos  zusammenklappen (Foto: Testsieger.de)

Handhabung und Bedienung

Bevor Nutzerinnen und Nutzer starten können, müssen sie sich die herstellereigene NIU-App herunterladen. Diese ist im sowohl für Android-, als auch für Apple-Geräte verfügbar. Praktisch: Wer bereits andere Produkte des Herstellers besitzt oder sich weitere zulegen möchte, kann diese allesamt über eine App verwalten und konfigurieren. Nach dem erfolgreichen Download und der Einrichtung eines Nutzerkontos verbinden wir den Scooter per Bluetooth mit der App.

Niu KQi3 Max
Leistung des Motors 450 Watt
Größe des Akkus608 Wattstunden
Gewicht 21,1 Kilogramm
Die Anwendung erkennt unseren Scooter beim ersten Mal und stellt erfolgreich eine Verbindung her. Sind Smartphone und Gefährt gekoppelt, können Nutzerinnen und Nutzer den aktuellen Akkustand, die Reichweite und die bisher zurückgelegten Kilometer einsehen. Daneben zeichnet die App auf Wunsch auch die gefahrenen Strecken via GPS auf. So erhalten wir zusätzliche Informationen über die zurückgelegten Höhenmeter oder zur Durchschnittsgeschwindigkeit.

In den Einstellungen der App verwalten wir zudem die maximale Geschwindigkeit oder die Stärke der Rekuperation, wobei sich die Höchstgeschwindigkeit stufenlos einstellen lässt. Zwar ist nach der Ersteinrichtung auch ein Betrieb ohne App möglich, dann müssen Nutzerinnen und Nutzer aber ohne die Zusatzfunktionen auskommen. Insgesamt sind Einrichtung und Bedienung der App einfach und selbsterklärend. Lediglich beim Tracking der zurückgelegten Strecke treten bei uns vereinzelt Bugs auf, sodass die Messung nach der Fahrt nicht vollständig ist.

Die Power-Taste unter dem Display startet den E-Scooter. Bei zweimaliger Betätigung aktivieren wir die Scheinwerfer. Das Display fungiert nur als Anzeige, eine Bedienung via Touch ist nicht möglich. Der Bildschirm gibt Aufschluss über die aktuelle Geschwindigkeit, den Akkustand, die Bluetooth-Verbindung und das Licht.

Über den verbauten Gashebel an der Seite nimmt der Scooter Tempo auf und beschleunigt. Während der Fahrt muss dieser dauerhaft gedrückt sein, um nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Der Druckpunkt des Hebels ist aus unserer Sicht angenehm und bietet gutes Feedback. Einzig nach längerer Fahrzeit (über 30 Minuten) stellen wir Ermüdungserscheinungen fest. Hier macht sich die fehlende Gummierung bemerkbar. Die Klingel ist auf der linken Seite verbaut und lässt sich auch mit kleineren Fingern schnell erreichen. Das erlaubt gerade in brenzlichen Situationen eine schnelle Reaktion.

Nahansicht des der Kingel und Handbremse des NIU KQi3 Max (Foto: Testsieger.de)
Die verbaute Klingel sowie der linke Bremshebel lassen sich dank kurzen Abständen schnell und sicher erreichen (Foto: Testsieger.de)

Wer den NIU KQi3 Max auch für den Transport im Zug oder im Auto nutzen möchte, profitiert von einem Klappmechanismus. Dadurch lässt sich der Scooter einfach verstauen. Nutzerinnen und Nutzer lösen zunächst den Verriegelungsmechanismus an der Lenkerstange. Dies erweist sich im Praxisbetrieb als sehr einfach. Damit die nötige Sicherheit im geklappten Zustand gegeben ist, befindet sich ein Einrast-Mechanismus über dem Hinterrad. Dieser löst sich während der gesamten Testphase nicht.

Abstriche müssen Interessierte bei der Mobilität beziehungsweise Transportfähigkeit machen. Der 608 Wattstunden große Akku ist relativ schwer, wodurch sich ein hohes Gesamtgewicht von über 21 Kilogramm ergibt. Theoretisch lässt er sich zwar immer noch in einen Zug oder ein Auto heben, dies erfordert jedoch einen immensen Kraftaufwand. Für den alltäglichen Transport ist dieser E-Scooter nicht optimal geeignet und wahrscheinlich vom Hersteller auch nicht angedacht.

Wir können den Scooter Personen mit einer Körpergröße von bis zu 1,95 Meter empfehlen. Hintergrund: Da der Lenker nicht höhenverstellbar ist, ist die Fahrt bei einer Körpergröße von 2 Metern relativ unangenehm für den Rücken. Hier hätte der Hersteller über eine höhenverstellbare Option nachdenken können. Insgesamt empfinden wie Bedienung als intuitiv und zügig. Zwar gibt es Kritikpunkte, diese schmälern jedoch den positiven Eindruck nicht.

Fahrverhalten in der Praxis

Wir nutzen in unserem Praxistest die Fahreinstellungen mit 15 und 20 km/h. Während uns in letzterem Modus die volle Beschleunigung zur Verfügung steht, nimmt diese bei 15 km/h ein wenig ab. Diese Einstellung können wir vor allem bei sehr entspannter Fahrweise empfehlen. Wer gerne zügig und schnell unterwegs sein möchte, nutzt die Höchstgeschwindigkeit mit 20 Kilometern pro Stunde. In diesem Modus bietet der E-Scooter eine richtig flotte Beschleunigung und erreicht in unter 3 Sekunden die Spitzengeschwindigkeit. Dies liegt aus unserer Sicht vor allem am 450 Watt starken Motor, der im Vergleich zu günstigen Modellen deutlich mehr Leistung und damit auch Beschleunigung bietet. Im Stadtverkehr ziehen wir beispielsweise an einer Ampel locker an den Fahrradfahrern vorbei.

Nutzerinnen und Nutzer können sich zudem über einen sehr kurzen Bremsweg freuen. Dank der verbauten Scheibenbremsen kommen wir auch bei maximaler Geschwindigkeit immer zügig zum Stehen. Der Bremsweg liegt dabei meist unterhalb von 2 Metern. Je nach Körpergröße- und Körpergewicht können diese Angaben jedoch leicht variieren. Gerade bei starkem Abbremsen überzeugt uns auch die Stabilität. Dank der gummierten Trittfläche, die etwa 17 x 57 Zentimeter fasst, haben wir durchweg einen sicheren Halt und ein komfortables Fahrgefühl.  

Nahansicht der hinteren Scheibenbremse des NIU KQi3 Max (Foto: Testsieger.de)
Die 2 verbauten Scheibenbremsen arbeiten sehr gut und sorgen damit für einen verhältnismäßig kurzen Bremsweg (Foto: Testsieger.de)

Auch das Fahrverhalten hinterlässt einen sehr positiven Eindruck. Wir können uns aufgrund des hohen Gewichtes des Rollers sogar ein wenig in die Kurven legen, wodurch sich der Fahrspaß bei uns merklich erhöht.  

Steigungen sind für die Motoren von E-Scootern oftmals eine Herausforderung. Hier liefert der NIU ebenfalls eine starke Performance. Selbst bei Steigungen von über 20 Prozent erreichen wir noch eine Geschwindigkeit von etwa 10 Kilometern pro Stunde. Das ist ein wirklich guter Wert, wenn man bedenkt, dass manche Modelle solche Anstiege fast gänzlich verweigern.

Kritik gibt es von uns für die Abfederung. Lediglich die verbauten Reifen können Unebenheiten oder Bodenwellen ein wenig abfangen. Hier hätte NIU angesichts des hohen Kaufpreises durchaus eine aktive Federung verbauen können. Dadurch ist das Fahren mit dem KQi3 aus unserer Sicht „sehr direkt“. Wir haben aufgrund der Leistung und der verhältnismäßig breiten Reifen zwar ein sehr gutes Fahrgefühl, bei starken Unebenheiten oder im Offroad-Einsatz spüren wir aber deutliche Erschütterungen. Insgesamt ist das Fahrverhalten immer noch komfortabel, wer den Scooter jedoch vor allem Offroad nutzen will, sollte aus unserer Sicht nach einem anderem Gerät Ausschau halten.

Unser dennoch positiver Gesamteindruck bestätigt sich auch in unserem Nacht-Test, indem wir vor allem die Beleuchtung unter die Lupe nehmen. Sowohl das Hinterlicht als auch der Halogenscheinwerfer auf der Vorderseite überzeugen mit einer hohen Helligkeit, wodurch man insbesondere von Autofahrenden sehr gut erkannt wird. Etwas störend empfinden wir jedoch die fehlenden Blinker. Gerade in den Abendstunden war unsere Fahrtrichtung für Autofahrerinnen und Autofahrer beim Abbiegen nur schwer erkennbar. Zwar hätten wir einen Arm zur Anzeige nutzen können, dadurch verschlechtert sich das Fahrsicherheitsgefühl aus unserer Sicht jedoch deutlich.

Akku und Reichweite  

Der verbaute Motor besitzt laut Herstellerangaben eine Nennleistung von 450Watt und eine Reichweite von 65 Kilometern. Damit spielt der KQi3 Max gemäß seines Preises in der Oberklasse mit. Ein derart großer Akku führt jedoch auch dazu, dass die Ladezeiten deutlich länger sind als bei Einsteigermodellen. Wer einen leeren Akku laden möchte, braucht laut unseren Tests etwa 8 Stunden. Das ist zwar absolut gesehen relativ lang, angesichts der verbauten Kapazität von über 608 Wattstunden jedoch ein akzeptabler Wert.

Bei voller Ladung des Akkus kommen wir bei einem Mix aus ebenen Strecken und Straßen mit Steigungen von bis zu 25 % auf etwa 40 bis 45 Kilometer. Die genaue Reichweite ist in Abhängigkeit der Außentemperaturen jeweils etwas unterschiedlich. Hinzu kommt, dass sich die Reichweite je nach Gewicht des Fahrenden noch etwas verbessern beziehungsweise verschlechtern kann. Wer weniger als 85 Kilogramm (Testperson) wiegt, kann vielleicht noch ein paar Kilometer mehr schaffen. Bei einem höheren Gewicht reduziert sich die Reichweite um einige Kilometer. Damit können wir die angegebenen 65 Kilometer zwar nicht erreichen, eine Strecke von über 40 Kilometern ist jedoch immer noch ein sehr guter Wert für einen E-Scooter.

Fazit

Auch wenn dem NIU KQi3 Max eine entsprechende Federung sowie eine Blinkanlage vermissen lässt, bekommen Nutzerinnen und Nutzer einen hochwertigen und vor allem sehr robusten E-Scooter. In unserem Test erweist er sich als sehr praxistauglich und sicher. Wer akzeptieren kann, dass das hohe Gewicht den Transport erschwert, bekommt für etwa 900 Euro einen Scooter mit sehr hohem Fahrspaß, der sich vor seiner Konkurrenz nicht verstecken muss.  

So testen wir E-Scooter

Wertung

: NIU KQi3 Max

NIU KQi3 Max
  1. Design und Verarbeitungsqualität
    1,2
    • Bedienung und Handhabung
      1,8
      • Fahrverhalten
        1,6
        • Akku und Reichweite
          1,3

          Pros

          • Robuste Verarbeitung
          • Gute Leistung mit starkem Motor und schneller Beschleunigung
          • Großer Akku mit einer Reichweite von etwa 40-45 km
          • Sehr gute Scheibenbremsen und kurzer Bremsweg
          • App-Steuerung mit nützlichen Funktionen

          Cons

          • Keine aktive Federung, Fahrt bei starken Unebenheiten etwas unkomfortabel
          • Keine Blinkanlage
          • Gewicht erschwert Transport