Test: OnePlus Nord N10 5G Smartphone

OnePlus startet mit seinen neuen Smartphones den Großangriff auf den Mittelklasse-Bereich. Das OnePlus Nord N10 5G ist bereits das zweite Gerät aus der Nord-Reihe und mit 350 Euro deutlich erschwinglicher als die Flaggschiffe OnePlus 8 und 8 Pro. Wir klären im Test, wie groß die Einschnitte im Vergleich zu den Top-Modellen ausfallen und ob sich das Nord N10 gegen die starke Mittelklasse-Konkurrenz behaupten kann. 

Design und Verarbeitung

Die Optik ist eine der großen Stärken der OnePlus-Familie. Das ist auch beim OnePlus Nord N10 5G nicht anders, auch wenn in puncto Materialien etwas gespart wird. Statt aus schicken Metallelementen besteht das Gehäuse jetzt komplett aus Kunststoff. Dieser fasst sich jedoch gut an und hinterlässt einen robusten Gesamteindruck. Das belegen auch unsere Belastungstests. Bei Druck auf die Front- und Rückseite biegt sich das Gerät nur minimal durch. Außerdem hören wir keine Knack- oder Knirschlaute. Das Telefon besteht dabei aus drei Hauptkomponenten: Display, Rückseite und Verbindungsrahmen. Alle drei Teile sind sauber verarbeitet und gehen nahtlos ineinander über. Dementsprechend klein fallen die Spaltmaße aus und wir spüren so gut wie keine Unebenheiten an den Verbindungsstellen – top.

Allerdings ist gerade die glatte, glänzende Rückseite schnell mit Fingerabdrücken überzogen, was die schicke Gesamtoptik schmälert. Beim Design setzt OnePlus vor allem auf Rundungen. Jede noch so kleine Kante ist minimal abgerundet, wodurch das Smartphone trotz der großen Abmessungen von 75 x 162 x 9 Millimetern (Breite x Höhe x Dicke) sehr angenehm in der Hand liegt. Die einzige derzeit erhältliche Farbvariante Midnight Ice ist in einem sehr dunklen Blau gehalten und verleiht dem Nord N10 einen edlen, zurückhaltenden Anstrich. Auf eine IP-Zertifizierung für Staub- und Spritzwasserschutz müssen Käufer jedoch verzichten.

Das Display belegt einen Großteil der Frontseite, die Kamera sitzt in einem Loch in der linken oberen Bildschirmecke. Ganz verzichtet OnePlus jedoch nicht auf einen Rahmen. Dieser ist auf der Unterseite mit knapp 9 Millimetern am ausgeprägtesten. An den Rändern und der Oberseite fällt er mit 4 Millimetern dagegen ein gutes Stück kleiner aus. Damit geht die Screen-to-Body-Ratio absolut in Ordnung, auch wenn der Titel FullView-Display verwehrt bleibt.

Display

OnePlus Nord N10 5G
Das Display ist scharf, könnte allerdings etwas heller sein.

OnePlus nutzt ein herkömmliches LC-Display mit einer Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixeln. In Kombination mit der Bildschirmdiagonale von 6,49 Zoll ergibt sich eine ordentliche Pixeldichte von 405 ppi. Inhalte werden dementsprechend scharf dargestellt. Nur bei sehr naher Betrachtung franst Schrift an den Rändern leicht aus. Das fällt im Alltagsgebrauch jedoch nicht ins Gewicht. Bereits aus circa 10 Zentimeter Entfernung zum Auge ist der Bildschirm knackscharf.

Wie bereits bei den anderen aktuellen Smartphones, verwendet OnePlus ein Seitenverhältnis von 20:9 und ist damit im Vergleich zu 16:9-Displays etwas länger gezogen. Dadurch wirkt das Display zwar größer, wer jedoch beispielsweise YouTube-Videos im 16:9-Format ansehen möchte, muss mit Balken an der linken und rechten Seite leben. Das Bild lässt sich auf Wunsch auch zoomen, wodurch aber natürlich Inhalte verloren gehen.

OnePlus Nord N10 5G
Durch den 90-Hertz-Modus geht die Navigation flüssig von der Hand.

Der Kontrast ist nicht ganz perfekt und schwarze Flächen gehen leicht ins Gräuliche über. Die Blickwinkelstabilität ist dagegen sehr gut. Selbst bei seitlicher Betrachtung sind alle Inhalte problemlos erkennbar und die Farben bleiben weitestgehend erhalten. Die Helligkeit könnte etwas höher sein. So haben wir gerade bei direkter Sonneneinstrahlung ein paar Probleme. Insgesamt liegt die Helligkeit aber gerade noch in einem guten Bereich. Die Ausleuchtung ist gleichmäßig, wir entdecken keine Lichthöfe an den Rändern.

Während ein 90-Hertz-Display vor ein paar Monaten noch den Flaggschiff-Geräten vorbehalten war, kommt es nun immer mehr in der Mittelklasse an. Die Top-Geräte setzen mittlerweile auf 120 Hertz. Doch bereits die 90-Hertz-Variante sorgt für einen deutlich flüssigeren Bewegungsablauf beim Navigieren durch die Menüs und die Home Screens. Der Unterschied zu 60 Hertz ist deutlich spürbar und wir möchten nicht mehr zurückwechseln, was aber über die Einstellungen problemlos möglich ist, um den Akku etwas zu schonen.

Hardware und Performance

OnePlus Nord N10 5G
Die Alltags-Performance liegt in einem guten Bereich, doch auch zum Spielen eignet sich das Smartphone.

Die verwendete Hardware passt perfekt zu einem Mittelklasse-Smartphone. So arbeitet im Inneren der Achtkern-Prozessor Qualcomm Snapdragon 690, der von 6 Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt wird. Damit sind genügend Leistungsreserven für das alltägliche Arbeiten vorhanden. Anwendungen starten zügig, das Surfen im Web geht gut von der Hand und auch Multitasking bereitet dem Nord N10 keine Probleme. Beim Scrollen durch die Menüs stellen wir keine Mikro-Ruckler fest. Dementsprechend gut fällt auch der Work 2.0-Performance-Test von PCMark for Android aus. Hier ergattert das Telefon 8.319 Punkte. Sicherlicht keine Spitzenwerte aber für ein Mittelklasse-Gerät durchaus beachtlich.

Dass man sich nicht immer auf Benchmark-Tests verlassen sollte, zeigt die Gaming-Performance. Im Sling Shot Extreme-Test von 3DMark erreicht das Smartphone gerade einmal 2.173 Punkte – ein unterdurchschnittlicher Wert. Unsere Praxistests fallen dagegen durch die Bank positiv aus. Selbst grafisch anspruchsvollere Spiele wie Asphalt 9 Legends läuft bis auf kleinere Ruckler flüssig. Eventuell macht sich hier der dezidierte Spielmodus bemerkbar, der automatisch startet und die Leistung beim Zocken optimieren soll. Auch das ebenfalls hübsch anzusehende Space Marshals 2 läuft – genau wie das beliebte Call of Duty Mobile – flüssig.

OnePlus Nord N10 5G
Der Fingerabdrucksensor reagiert meist zügig und schnell.

Der Speicher bietet mit 128 Gigabyte ordentlich Platz und lässt sich erfreulicherweise über MicroSD-Karten auch noch einmal erweitert. Da es sich um einen SD/SIM-Hybridschacht handelt, muss der Nutzer dann auf eine zweite SIM-Karte verzichten. Wie der Name schon sagt, unterstützt das OnePlus den aktuellen 5G-Mobilfunkstandard. Eine schöne Ergänzung im Mittelklasse-Bereich. WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 5.1 und NFC sind ebenfalls mit an Bord. Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Rückseite. Er entsperrt das Display recht zuverlässig und zügig.

Betriebssystem und Bedienung

Das Tastenlayout ist sinnvoll. Der Power-Button befindet sich auf der rechten Seite, die Laut-und-Leise-Wippe liegt gegenüber. Da beide Bedienelemente leicht über der Mitte angebracht sind, erreicht der Nutzer sie gut mit Daumen und Zeigefinger – selbst mit kleineren Händen. Der von anderen OnePlus-Geräten bekannte dreistufigen Schieberegler für Klingelton, Vibration und Stummschaltung ist nicht vorhanden. Durch alleinigen Druck der Power-Taste geht das Telefon in den Ruhemodus über. Ein längeres Halten startet den Sprachassistenten Google Assistant. Wer das Smartphone herunterfahren möchte, muss gleichzeitig die Leise-Taste betätigen, was wir als etwas unkomfortabel empfinden. Sehr schön: OnePlus spendiert dem Nord einen 3,5-mm-Klinkensteckeranschluss an der Unterseite – in Zeiten von Bluetooth-Kopfhörer keine Selbstverständlichkeit mehr.

Als Betriebssystem kommt die mittlerweile veraltete Android-Version 10 zum Einsatz. Warum OnePlus nicht gleich Android 11 installiert ist unverständlich. Zumal das Handy nur ein System-Update erhalten soll. Somit ist bereits mit der aktuellen Generation Schluss. Sicherheitsupdates werden für zwei Jahre ausgerollt – ebenfalls nicht berauschend. OnePlus passt Android wie gewohnt mit der eigenen Benutzeroberfläche Oxygen OS dezent an. Die Bedienung ist intuitiv und schnell erlernt. Während der Installation wählt der Nutzer zwischen der Gestennavigation oder dem klassischen 3-Button-Layout. Die Gesten funktionieren zwar in der Praxis, wir entscheiden uns trotzdem für die in unseren Augen komfortablere Tasten-Lösung. Die Wahl lässt sich natürlich im Nachhinein im Einstellungsmenü noch ändern. Löblich: Drittanbieter-Software entdecken wir ab Werk nicht.

Kamera

OnePlus Nord N10 5G
Die Quad-Kamera macht gute Fotos bei gutem Licht und durchwachsene bei schlechtem.

Das OnePlus Nord N10 5G verfügt über eine Vierfach-Kamera. Die Hauptkamera löst mit 64 Megapixeln auf und verfügt über eine f/1.79-Blende. Hinzu kommen ein Ultraweitwinkel-Objektiv mit 8 Megapixeln und f/2.25-Blende, eine 2-Megapixel-Makro-Linse mit f/2.4-Blende und eine Monochrome-Linse mit den gleichen Daten wie die Makro. Die Bildqualität schwankt insgesamt. Bei guten Lichtbedingungen machen die Aufnahmen wirklich etwas her. Sie punkten durch eine feine Detailzeichnung und eine natürliche Farbwiedergabe. Über den Portrait-Modus lassen sich zudem schöne Tiefenunschärfeeffekte erzeugen.

Nimmt das Licht jedoch ab, verschlechtern sich auch die Fotos zunehmend. Die Farben verfälschen, Details verschwinden und Bildrauschen nimmt zu. Um dem etwas entgegenzusteuern, verfügt das OnePlus über einen dezidierten Nachtaufnahmen-Modus. Dieser erhöht den Kontrast und bringt so etwas mehr Details zum Vorschein, zudem verbessert er ein wenig die Farben. Überzeugen können uns die Aufnahmen dann aber immer noch nicht.  Die Frontkamera löst mit 16 Megapixeln auf und ist für ein schnelles Selfie bestens geeignet.

Akku

OnePlus Nord N10 5G
Bildschirmdiagonale6,49 Zoll
Displayauflösung2.400 x 1.080 Pixel
BetriebssystemAndroid 10
Interner Speicher128 GB
Der integrierte Akku besitzt eine Kapazität von 4.300 mAh. Die Akkulaufzeit liegt in einem guten Bereich. In unserem YouTube-Dauertest bei maximaler Helligkeit im 90-Hertz-Modus hält die Batterie circa 10 Stunden am Stück durch. Wer den 60-Hertz-Modus verwendet, kann die Laufzeit etwas erhöhen. Dank der Schnelllade-Funktion Warp Charge 30T ist das Smartphone bereits nach 70 Minuten wieder komplett geladen. Kabelloses Laden unterstützt das Gerät nicht, Strom fließt nur über den USB-C-Anschluss auf der Unterseite.

Fazit

Für ein Mittelklasse-Smartphone hat das OnePlus Nord N10 5G einiges auf der Habenseite wie den 90-Hertz-Display-Modus und die 5G-Unterstützung. Außerdem punktet das Gerät durch eine gute Verarbeitung, eine flotte Performance und einen scharfen Bildschirm. Die Akkulaufzeit und die Bilder bei guten Lichtverhältnissen können sich ebenfalls sehen lassen. Ein paar Kritikpunkte haben wir jedoch auch: Die Displayhelligkeit könnte höher sein und die Fotoqualität bei schlechten Lichtverhältnissen ist unterdurchschnittlich. Zudem kommt das Handy mit einer veralteten Android-Version und erhält auch nur ein Update. Insgesamt überwiegen die positiven Aspekte jedoch deutlich, weshalb wir im Mittelklasse-Bereich eine Kaufempfehlung aussprechen können.

So testen wir Smartphones

Wertung

: OnePlus Nord N10 5G

OnePlus Nord N10 5G
  1. Verarbeitung und Design
    1,9
    • Bildschirm
      1,7
      • Hardware, Betriebssystem und Bedienung
        2,0
        • Kamera
          2,5
          • Akku und Anschlüsse
            1,4

            Pros

            • Gute Verarbeitung
            • Optisch ansprechend
            • Gute Alltags-Performance
            • Lange Akkulaufzeit
            • Scharfes Display
            • Kopfhöreranschluss
            • Speicher lässt sich erweitern
            • Bildqualität bei guten Lichtverhältnissen

            Cons

            • Rückseite anfällig für Fingerabdrücke
            • Fotos bei schlechtem Licht
            • Veraltete Android-Version
            • Display könnte heller sein