Test: Pioneer SE-MHR5

Er ist faltbar, für Hi-Res gemacht und gar nicht mal so teuer: Pioneer schickt mit dem SE-MHR5 einen mobilen Kopfhörer der oberen Mittelklasse ins Feld, der sich sowohl sehen als auch hören lassen kann. Und er ist ein Charaktertyp, wie er uns im Test offenbart.

Design und Verarbeitung

Chic, chic: Wer den SE-MHR5 in der Hand hält, trägt sowohl ein Audiogerät als auch ein Modeaccessoire. Die Ohrmuscheln sind eine geschickte Materialstaffelung: Auf den mattgrauen Rahmen folgt ein mattschwarzer Einlass, darauf setzt ein spiegelnder Ring ein Highlight. Im Inneren spielt die konzentrisch schraffierte schwarze Fläche mit dem Lichteinfall, schließlich prangt das glänzende Pioneer-Logo im Zentrum. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht, und das wirkt. Auch der Übergang von Ohrenschale zu Bügel ist mit einem bronzefarbenen Akzent geschickt in Szene gesetzt.

Die Designelemente der Ohrenschalen sind durchdacht und machen den Kopfhörer zum Blickfang.

Im Bügelinneren befindet sich ein robuster Metallkern, der beim Ausziehen der Bügel zum Vorschein tritt, alle Polster sind lederummantelt und runden so die gelungene Optik ab.

Doch die Schattenseite heißt Kunststoff. Die mattierten Teile an Ohrenschalen und Bügel sehen am Anfang schick aus, wirken haptisch aber weniger wertig als der Rest. Kritisch ist jedoch, dass die Lackierung extrem kratzeranfällig ist. Das ist besonders problematisch, da der Klappmechanismus zum falschen Einklappen der Ohrenschalen für den Transport verleitet: Stoßen die beiden Kanten aneinander, sind Kratzer vorprogrammiert. Richtig zusammengefaltet liegt ein Ohrpolster auf der Oberfläche der anderen Ohrenschale. Die feinen Rillen um das Firmenlogo sind erstklassige Staubfänger – und so sah das Testmuster nach einer Woche Benutzung trotz sorgsamer Handhabung bereits deutlich gebraucht aus.

 

Ausstattung

Die Vergrößerung des Bügels offenbart den soliden Metallkern.

Nach dem Öffnen fällt die gepolsterte Transporttasche ins Auge, passgenau eingebettet in die großzügig und damit sicher ausgepolsterte Verpackung. Sie bietet ein Fach für Kabel, von denen sich zwei im Lieferumfang befinden, die an einem Ende gerade, am anderen abgewinkelt sind. Die geriffelte Kabeloberfläche klebt nicht und bleibt knotenfrei. Einzig am abgewinkelten Stecker wäre ein zusätzlicher Knickschutz schön. Eines der Kabel ist ein gewöhnliches dreipoliges für die meistverbreiteten Anschlüsse. Pioneer legt zudem ein fünfpoliges Kabel bei, das die störungsunanfälligere symmetrische Übertragung des Signals ermöglicht. Der hauseigene mobile High-Res-Audio-Player XDP-02U verfügt zum Beispiel über einen Anschluss dieser Art, aber auch andere hochwertige Kopfhörerverstärker arbeiten symmetrisch.

Die Treiber sind laut Hersteller direkt für die Wiedergabe der in audiophilen Kreisen beliebten High-Res-Dateien entwickelt. Das zeigt sich im angegebenen Frequenzgang von bis zu 50 Kilohertz. Natürlich sind diese Frequenzen nicht direkt hörbar – sie bescheinigen der Kopfhörer aber die Fähigkeit, auch kleinste Feinheiten des Signals korrekt abzubilden. Das bestätigt auch die Detailtreue im Klangtest. Bauliche Feinheit: Die beiden Schlitze mit sichtbarem Luftfilter an der Kante der Ohrenschalen sind Druckausgleichsöffnungen. Sie verhindern einen Luftstau im ansonsten geschlossenen Gehäuse hinter der Membran, der die Schwingung sonst beeinträchtigen und so zu Verzerrungen führen könnte.

 

Tragekomfort

Der kritischste Punkt bei On-Ear-Kopfhörern in Sachen Komfort ist der Anpressdruck auf die Ohrmuschel – insbesondere bei Brillenträgern, wie der Verfasser dieser Zeilen einer ist. Doch hier schlägt sich der SE-MHR5 hervorragend: Nach zwei Stunden Tragezeit ist der Kopfhörer zwar deutlich spürbar, von schmerzhaft aber weit entfernt. Dafür sorgen die großzügig dimensionierten Ohrpolster. Trotzdem ist der Sitz auch bei ruckartigen Kopfbewegungen sicher, es besteht keine Verlustgefahr beim Joggen und Radeln. Der Bügel ist kaum spürbar. Im Winter bequem, im Sommer von Nachteil: Durch die geschlossene Bauweise wird’s unter dem Kopfhörer schnell warm.

 

Klangqualität

Pioneer SE-MHR5
BauformDynamisch, ohraufliegend, geschlossen
Übertragungsbereich7 – 50.000 Hertz
Nennimpedanz45 Ohm
Gewicht (ohne Kabel)240 Gramm
Vorsicht, staubig! Beim Probehören des SE-MHR5 fällt zuerst der sehr trockene, knorrige Klangcharakter auf. Der bringt einige Vorteile mit sich: Die Basswiedergabe ist äußerst konturiert und präzise. Dank der frequenziell insgesamt recht ausgeglichenen Abstimmung ergibt sich ein Klangeindruck, der an Studiolautsprecher und -kopfhörer erinnert. Insbesondere bei akustischen und rockigen Titeln macht das Spaß: Manche Bass-Drum klingt so straff, als stünde sie wirklich mit im Raum.

Für andere Genres kann das zu viel des Guten sein. Geht es beispielsweise um klassische Aufnahmen oder atmosphärische elektronische Stücke, leidet

Vorsicht: Falsches Zusammenklappen der Kopfhörer führt schnell zu sichtbaren Spuren.

der Raumanteil an der trockenen Abstimmung. Insgesamt wirkt der Klangeindruck etwas gedrungener, die In-Kopf-Phantomschallquelle bildet der SE-MHR5 deutlich ausgeprägt ab.

In Sachen Dynamik und Detailtreue lässt sich Pioneer nicht die Butter vom Brot nehmen. Bei komplexen Orchesteraufnahmen beweist der Kopfhörer sehr gute Durchhörbarkeit, akustische Instrumente bildet er detailgetreu und mit natürlicher Rauigkeit hab.

Bei Rock und Pop begeistert die Homogenität des Klangs. Elektronischen Titeln und manch anspruchsvoller Aufnahme fehlt etwas Druck im Tiefbass – das unterste Fundament schwächelt. Dafür bringt es den SE-MHR5 nicht ins Schwitzen, vom kleinen Triangelschlag zum orchestralen Tutti dynamisch mitreißend mitzugehen.

Fazit

Er ist ein Analyst. Trocken und präzise, aber stets homogen und natürlich spielt sich der Pioneer SE-MHR5 Lied für Lied durch die Musiklandschaft – wie ein kleines Tonstudio zum Mitnehmen. Für manchen Hörer dürfte aufgrund der trockenen Charakteristik und der Zurückhaltung im tiefsten Bassbereich der „Spaß-Faktor“ etwas zu kurz kommen. Ist man sich dieser Eigenheiten bewusst, ist der Kopfhörer klanglich aber mehr als solide. Die Neigung zum schnellen Zerkratzen trübt die ansonsten hochwertige Verarbeitung. Schade, denn den das Design ist gut durchdacht und chic. Im Preisbereich um die 150 Euro Marktpreis positioniert sich Pioneer äußerst konkurrenzfähig.

Wertung

: Pioneer SE-MHR5

Pioneer SE-MHR5
  1. Design und Verarbeitung
    2,0
    • Ausstattung
      1,6
      • Tragekomfort
        1,2
        • Klang
          1,8

          Pros

          • knackiger, neutraler Klangeindruck
          • schöne Detailwiedergabe
          • gute Abschirmung nach außen
          • elegantes Design

          Cons

          • Klappmechanismus verleitet zum falschen Zusammenklappen
          • Oberfläche kratzeranfällig
          • kleine Schwäche im Tiefbass