Test: Sennheiser HD 660 S

Er beerbt den HD 650 und soll diesen dank computergestützter Entwicklung klanglich abhängen – Sennheiser hat sich mit dem offenen, ohrumschließenden HD 660 S große Ziele gesetzt. Wir haben ausführlich reingehört und können sagen: Ziele erreicht!

Design und Verarbeitung

Offener kann ein Kopfhörer kaum sein: Die komplett vergitterten Rückseiten der großen, ovalen Ohrenschalen mit den dahinter sichtbaren Treibereinheiten sind das dominierende optische Element. Dieses sehr technische Design strahlt dennoch Eleganz aus. Zugleich ist es eine Message: Die filigrane Konstruktion weist auf die Detailarbeit hin, die nötig ist, um Klänge so hochwertig zu reproduzieren.

Eine großzügig gepolsterte Kiste und lange Kabel bilden das Zubehör des HD 660 S.

Ansonsten ist die Materialauswahl unauffällig. Der größte Teil des Gehäuses besteht aus mattschwarzem Kunststoff, die Ohrpolster sind aus weichem Velours und ein Metallband gibt dem Bügel Stabilität. An der Bügelunterseite befinden sich zwei stoffbespannte Polster. Jenseits der Ohrenschalen ist das Design recht unspektakulär, aber solide. Ein Lob verdient die Verpackung: Der sehr große Karton mit Klappscharnier ist bereits ein Statement für sich. Darin liegen Kopfhörer und Zubehör in einer großzügigen Passform und unter einer zusätzlichen Schaumstoff-Abdeckung – hier kann wirklich nichts passieren.

Ausstattung

Zwei Kabel liegen dem HD 660 S bei, die jeweils an der rechten und linken Ohrenschale Anschluss finden. Wichtig: Die Seitenbezeichnung an den proprietären Steckern muss nach außen zeigen! Ein Kabel endet in der großen Viertelzoll-Klinke, die das ebenfalls beiliegende kurze Adapter-Kabel zur Achtelzoll-Klinke für Laptops, Smarpthones oder Mobilplayer macht.

Ein Exot ist das andere Kabel, das in einer fünfpoligen Achtelzollklinke endet. Damit lässt sich der Kopfhörer symmetrisch betreiben, zum Beispiel am Verstärker HDV 820 von Sennheiser. Einfach gesagt soll eine symmetrische Signalübertragung den Klagverlust durch Störeinflüsse minimieren. Technisch funktioniert das, indem das Signal dupliziert auf zwei Adern übertragen wird – eins davon in der Phase gedreht. Streuen sich nun Fehler durch Fremdeinwirkung ein, treten diese in beiden Signaladern auf. Am Ende wird die gedrehte Phase jedoch erneut gedreht, sodass das Musiksignal bleibt, die Störungen sich aber aus dem Signal herauslöschen.

Praktisch: Die Ohrpolster sind wechselbar. Ersatzpolster gibt es bei Sennheiser für 39 Euro pro Paar. Lässt das Kopfpolster nach, tauscht es der Sennheiser-Reparaturservice für etwa 45 Euro aus. Sollte eines der Kabel oder der Adapter trotz der vorbildlichen Knickschutzausstattung defekt sein, gibt es auch hierfür Ersatz.

Tragekomfort

Der Schein trügt nicht: Diese Velourspolster sind genauso weich und plüschig, wie sie aussehen. Der Anpressdruck ist kräftig – schließlich soll so ein teures Gerät nicht vom Kopf rutschen. Die Polster fangen den Druck aber gut ab und verteilen ihn auf eine große Fläche. Auch nach zwei Stunden Tragezeit sitzt der Kopfhörer bequem.

Die Polsterung am Kopfband ist so weich, dass man dort fast nichts spürt. Raffiniert: In der Mitte befindet sich eine Kerbe, sodass das Polster in der Kopfmitte nicht aufliegt, sondern nur seitlich davon. Das ist insofern geschickt, dass sich der Auflagedruck meistens in der Mitte der Kopfoberseite am stärksten bemerkbar macht.

Klangqualität

Sennheiser HD 660 S
BauformDynamisch, ohrumschließend, offen
Übertragungsbereich10 – 41.000 Hertz
Nennimpedanz150 Ohm
Gewicht (ohne Kabel)260 Gramm
Man hört die Gitarrensaite und sieht sie vor dem geistigen Auge schwingen: Nur wenige Kopfhörermodelle übertreffen die Detailtreue des HD 660 S. Auch Aufnahmen, die man schon seit Jahren kennt, können bisher ungehörte Feinheiten offenbaren. Bei komplexen Arrangements zeichnet sich der Kopfhörer durch beste Durchhörbarkeit aus – nie klingt es überladen. Gleichzeitig schafft er mit Bravour den Balance-Akt, die Details nicht zu analytisch zu betonen, der Gesamteindruck bleibt stets konsistent.

Verarbeitung und Haptik der Kunststoffteile könnte etwas hochwertiger sein.

Vom leisen Saitenanschlag mit dediziertem Hammergeräusch bis zum lauten, energetischen Akkord folgt der Kopfhörer anstandslos der Dynamik eines Klavierstückes. Im Frequenzgang zeigt er keine Schwächen. Klare Höhen treffen auf straffe, kräftige Bässe bis zum untersten Fundament. Auch im Mittenbereich gibt es keine auffälligen Färbungen. Selbst kritische Aufnahmen meistert er ohne Sibilantenbetonung.

Bei einer solchen Ausgeglichenheit wundert es nicht, dass sich der HD 660 S in allen musikalischen Genres wohlfühlt. Klassik, Jazz, Dubstep, Metal – souverän spielt der Kopfhörer eine komplett durchmischte Playlist runter, ohne auch nur ansatzweise ins Straucheln zu kommen.

Fazit

Hier stimmt wirklich fast alles: Superber Klang trifft auf ordentliche Verarbeitung und hervorragenden Tragekomfort. Wer das nötige Kleingeld hat (Marktpreis: ca. 430 Euro), bekommt mit dem Sennheiser HD 660 S einen Kopfhörer, der in allen Genres souverän aufspielt und den Spagat zwischen analytischem Charakter und Spaß am Musikhören meisterhaft schafft.

Wertung

: Sennheiser HD 660 S

Sennheiser HD 660 S
  1. Design und Verarbeitung
    1,3
    • Ausstattung
      1,2
      • Tragekomfort
        1,2
        • Klang
          1,1

          Pros

          • sehr detailreicher, ausgeglichener Klang
          • für alle Genres geeignet
          • angenehm zu tragen, vor allem an Kopfoberseite
          • lange Kabel
          • symmetrisch betreibbar

          Cons

          • Haptik der Kunststoffteile könnte hochwertiger sein