Test: beyerdynamic T1 (3. Generation)

Hattrick! Zum dritten Mal legt beyerdynamic seinen High-End-Kopfhörer T1 auf und landet zum dritten Mal einen Volltreffer. Im Praxistest finden wir heraus, was der Over Ear der Oberklasse (UVP: 999 Euro) leistet.

Design, Verarbeitung, Ausstattung und Tragekomfort

Never change a running system: Im Grunde sehen beyerdynamics T1 so aus wie die meisten Over-Ear-Kopfhörer des Heilbronner Herstellers. Warum auch ändern? Die Metallaufhängung der Ohrenschalen in Kombination mit großen, flauschigen Polstern und einem angenehm breiten Kopfband hat sich bewährt, die Modelle halten jahrelanger Beanspruchung stand. Vor allem ist der Sitz auch nach zwei, drei Stunden Musikgenuss am Stück absolut angenehm. Die zweigeteilte Kunstlederbespannung (Stoff: Alcantara) ist im abgesetzten Mittelstreifen etwas weicher. Die Größenanpassung erfolgt in einem feinen Raster. Bei der Größenanpassung zeigt sich der Metallkern im Bügel – die Konstruktion ist hochwertig, robust und überzeugt auch haptisch. Die ansehnliche Rückseite der Ohrenschalen ist eine Edelstahlblende mit Löchern, unter der Gewebe zum Vorschein tritt. Auch optisch erinnert das an die offene Bauweise der Kopfhörer: Umgebungsgeräusche dämpft der Kopfhörer nahezu gar nicht ab, er eignet sich vor allem für den Musikgenuss am ordentlichen Verstärker daheim. Die zweite Generation des T1 dagegen ist halboffen gefertigt.

Das mitgelieferte Kabel ist drei Meter lang, glatt, stoffummantelt – und gesplittet: An jeder Ohrenschale befindet sich ein Anschluss, der einrastet, aber nicht verschließbar ist. Unter dem abschraubbaren Viertelzoll-Klinkenanschluss verbirgt sich die Achtelzoll-Miniklinke, wie sie an vielen Mobilgeräten vorkommt. Stichwort Mobilgeräte: Während die zweite Generation des T1 noch einen Nennwiderstand von 600 Ohm vorweist, macht es Generation drei Smartphones und Co. leichter: 32 Ohm sollten an Mobilgeräten keine Probleme hervorrufen. Fertig gehört? Das mitgelieferte, veloursbespannte Hardcase bietet sichere Aufbewahrung daheim wie unterwegs.

Klangqualität

Achtung: In den kommenden Absätzen meckern wir auf höchstem Niveau! Unsere Referenzkopfhörer, betrieben am Violectric HPA V200, stammen ebenfalls aus dem Hause beyerdynamic, die Unterschiede zwischen den beiden Modellen sind größtenteils Geschmackssache. Zusammengefasst klingt der T1 kräftiger im Bass, hat eine generell wärmere Klangabstimmung und wirkt weniger offen als unsere Referenz.

Die schräge Anordnung der Treiber sorgt für die angenehme Räumlichkeit.

Der Deep Dive: Im Bassbereich trägt der T1 etwas dicker auf. Von einer Überbetonung soll nicht die Rede sein, aber die Tendenz macht sich bemerkbar und gibt sowohl elektronischen Titeln als auch Aufnahmen von Pauken und Celli / Kontrabässen ein verstärktes Fundament. Das kann soweit Spaß machen. Gleichzeitig bietet beyerdynamic ein Lehrbeispiel dafür, was auch nur eine kleine Veränderung im Bassbereich am Klang verändern kann: Stärkerer Bass kann durchaus weniger Druck bedeuten. Prägnantestes Beispiel ist Stings „I Can’t Stop Thinking About You“. Gleich im Intro nimmt hier der kräftige E-Basslauf der Bass-Drum den Druck. Auf unseren Referenzhörern verfügt auch die Bass-Drum über eine deutliche Kontur und verleiht dem Intro eine feinere Struktur. Bei der großen Trommel in Pink Floyds „High Hopes“ entgeht dem T1 teils etwas die Attack.

Eine warme Färbung prägt den Mittenbereich. Sehr angenehm ist das für Stimmen, die sonor und ohne auffällige Nasalität bleiben. Auch kritische Sibilanten einer Frauenstimme steckt der T1 souverän weg. Im Höhenbereich könnte es für unseren Geschmack ein wenig mehr Luft geben – gerade bei klassischen und akustischen Aufnahmen leidet die Offenheit. Dabei sind Räumlichkeit und akustische Bühne des T1 generell grandios: Das Zusammenspiel aus sehr räumlichen, halligen Klängen und vergleichsweise trockenen Stimmen und perkussiven Elementen funktioniert hervorragend, ohne das Klangbild überanalytisch zu zerstückeln. Die schräg gestellten Treiber sorgen zudem auch für eine angenehme In-Kopf-Lokalisation, die Phantomschallquelle ist frei von unangenehmer Schärfe.

beyerdynamic T1 (3. Generation)
KopfhörertypDynamisch, ohrumschließend, offen
Übertragungsbereich5 – 50.000 Hz
Nennimpedanz32 Ohm
Gewicht (ohne Kabel)360 Gramm
Kleine Kritik gibt es in den Punkten Impuls- und Detailtreue: Im Vergleich verschluckt der T1 die eine oder andere Feinheit, mancher Anschlag ist schwächer ausgeprägt als über unseren Referenzhörer. Auffällig ist eine Einbuße der Rauheit bei Stimmen, aber auch verzerrte Gitarren etwa verlieren einen Teil ihres Bisses – der einem Rauschen nahekommende Klanganteil wirkt weniger aggressiv. Großes Lob hingegen verdient die Dynamikfreude des T1: Keines unserer Teststücke bringt ihn auch nur annähernd in Bedrängnis. Alle Genres unserer umfangreichen Test-Playlist liegen dem kopfhörer hervorragend. Gegenüber den Studiomodellen eignet er sich durch den Bassanteil und den kleinen Abstrichen im Detailreichtum weniger zum analytischen Abhören von Aufnahmen. Wer „einfach nur“ Musik hören möchte, kann diese mit dem T1 aber auf sehr hohem Niveau genießen.

Fazit

Keine Frage: Die akustische Leistung des T1 ist superb. Ganz neutral ist der Klang zwar nicht, aber das ist letztlich auch Geschmackssache. Vor allem Räumlichkeit und Dynamik überzeugen. Der Preis ist zwar stolz, dafür gibt’s obendrauf die von beyerdynamic gewohnt hohe Verarbeitungsqualität sowie hohen Tragekomfort – ein Mehr als stimmiges Gesamtpaket.

Wertung

: beyerdynamic T1 (3. Generation)

beyerdynamic T1 (3. Generation)
  1. Design und Verarbeitung
    1,1
    • Ausstattung
      1,4
      • Tragekomfort
        1,2
        • Klang
          1,2

          Pros

          • Sehr guter, warm angehauchter Klang
          • Großartige Räumlichkeit
          • Extrem dynamikfreudig
          • Hochwertige Verarbeitung
          • Lieferung im Hardcase

          Cons

          • Bassbetonung kann Details verwaschen
          • Klangbild könnte offener, luftiger sein