Special: Energieeffizienz: Was bedeuten die neuen Labels?

Beim Kauf von Fernsehern, Waschmaschinen oder Gefrierschränken achten Verbraucher immer häufiger auf das bunte EU-Energielabel, das unter anderem ausweist, wieviel Strom die Geräte verbrauchen. Ab dem 1. März 2021 müssen die Hersteller betroffene Geräte mit einem neuen Label ausweisen. Die europäische Union möchte damit Schwächen des alten Labels ausmerzen und Anreize schaffen, noch sparsamere Produkte zu entwickeln. Wir geben einen allgemeinen Überblick über die Änderungen und beleuchten jede betroffene Produktgruppe im Detail.

Ab wann gilt das neue Energielabel?

Ab dem 1. März 2021 müssen die folgenden Produktgruppen das neue Energielabel vorweisen:     Spülmaschinen, Waschmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte, Waschtrockner, Weinkühlschränke, Fernseher und Monitore. In einer kurzen Übergangsphase bis zum 18. März dürfen theoretisch beide Label auf dem Karton prangen, um dem Einzelhandel die Chance zu geben, diese nach und nach auszutauschen. Danach sollte nur noch das neue Label zu sehen sein. Einzige Ausnahme sind Auslaufmodelle, die nur noch abverkauft werden. Das muss verpflichtend bis zum 20. November 2021 geschehen sein.

Viele Hersteller legen aktuell beide Labels in den Karton, da sie nicht genau abschätzen können, wann die Geräte verkauft werden. Das ist erlaubt, solange nicht beide Label außen am Karton angebracht sind. Auch auf Lampen und Leuchtmitteln sind Energielabel verpflichtend, hier tritt die Änderung allerdings erst zum 1. September 2021 in Kraft. Zukünftig sollen auch noch Backöfen und Dunstabzugshauben folgen. Hier gibt es jedoch noch keine näheren Angaben. Unklar ist die Lage im Moment noch bei Staubsaugern. Aufgrund eines Gerichtsurteils in der EU benötigen diese im Moment kein Energielabel.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Das alte und neue Label im Vergleich. Die größte Neuerung ist die Einteilung der Energieeffizienzklassen (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie)

Was ändert sich?

Bei allen Kategorien unterscheidet sich das neue EU-Label deutlich vom alten. Bei den Fernsehern fehlt beispielsweise die wenig aussagekräftige Leistungsaufnahme im Ein-Zustand. Das Geschirrspüler-Label weißt jetzt den Wasserverbrauch pro Spülzyklus und nicht mehr pro Jahr aus. Allen Produkten gemein ist jedoch die neue Einteilung der Energieeffizienzklasse. Ging die Skala zuvor von D bis A+++, reicht sie nun von G bis A. Die Plus-Werte fallen komplett raus.

Die EU möchte den Hersteller dadurch einen Anreiz schaffen, noch intensiver auf Stromsparmaßnahmen zu achten. Denn nicht nur die Bezeichnung ändert sich, auch die Berechnung ist neu. So kann es passieren, dass ein Gerät, dass zuvor in der Klasse A+++ einsortiert war, sich jetzt in D oder E wiederfindet. Dementsprechend bedeutet das nicht, dass die Geräte dann gleich Stromfresser sind, sondern dass es noch Potential zur Verbesserung gibt.

Die zweite produktübergreifende Neuerung ist der QR-Code in der rechten oberen Ecke der Labels. Dieser führt zur European Product Database for Energy Labelling (EPREL). Hier müssen die Hersteller, deren Geräte ein Energielabel benötigen, ihr Produkt registrieren, bevor sie es in der europäischen Union zum Kauf anbieten dürfen und die technischen Daten hinterlegen. Der QR-Code ist auf allen neuen Energielabels verpflichtend. Ab dem 1. März 2021 sind die neuen Informationen dann in der Datenbank verfügbar.

Einschätzung: Sind die Labels aussagekräftiger?

In vielen Punkten sind die neuen Labels eine Verbesserung im Vergleich zu den direkten Vorgängern. Ein Beispiel ist der oben bereits erwähnte Wasserverbrauch bei Geschirrspülern. Dieser ist pro Spülzyklus deutlich besser greifbar. Schließlich handelt es sich hier um einen absoluten Wert und nicht wie beim jährlichen Verbrauch um einer Durchschnittschätzung. Auch das Einsparen wenig aussagekräftiger Daten wie der Leistungsaufnahme bei Fernsehern und Monitoren ist begrüßenswert. Zudem berücksichtigen die Etiketten neuen Technologien wie den HDR-Standard bei Fernsehern. Auch die allgemeine Neueinteilung der Energieeffizienzklasse ist sinnvoll. So müssen sich die Hersteller wieder mehr strecken, um in die oberen Klassen vorzustoßen und können sich nicht wie im Moment auf den Lorbeeren ausruhen. Schließlich tummeln sich derzeit ein Großteil der Geräte in die A-Klassen. Der QR-Code macht ebenfalls Sinn, um schnell weiterführende Informationen zu erhalten.

Demgegenüber stehen jedoch auch vereinzelte unlogische Entscheidungen. So wird das Kühlschrankvolumen ohne Zwischenfächer und Schubladen angegeben, was in der Realität eher selten vorkommt. Der Stromverbrauch einer Waschmaschine beispielsweise wird immer im Spar-Programm angegeben. In privaten Haushalten dürften jedoch auch häufiger andere Programme mit einem höheren Energiebedarf zum Einsatz kommen.

Was ändert sich in den einzelnen Gerätekategorien?

Quelle: European Commission
Quelle: European Commission

 

Waschmaschinen

Grundsätzlich gilt bei Waschmaschinen immer das Stromsparprogramm Eco 40-60 als Grundlage. Ab dem 1. März 2021 müssen alle Geräte diesen Modus unterstützen. Der Stromverbrauch wird jetzt nicht mehr pro Jahr angegeben, sondern pro 100 Waschzyklen. Beim Wasserverbrauch liegt nur ein Zyklus zugrunde. Zuvor wurde dieser auch hier pro Jahr angegeben. Unverändert gibt das Label die Schleudereffizienz in den Klassen A bis G an. Neu ist die Schallemissionsklasse von A bis D. Schleudert eine Waschmaschine leiser als 73 Dezibel, darf sie sich über die A-Klasse freuen. Über 81 Dezibel muss sie sich mit D begnügen. Der Spitzenwert wird im entsprechenden Piktogramm angegeben. Zudem zeigt das Label die maximale Beladungsmenge laut Hersteller und die Programmdauer des Eco 40-60-Modus.

 

 

Quelle: European Commission
Quelle: European Commission

 

Kühl- und Gefrierschränke

Bei den Kühlgeräten bleiben die Angaben auf den Labels fast identisch. Natürlich unterliegt die Energieeffizienzklasse aber auch hier den neuen Messmethoden. Diese beziehen den Gerätetyp, das Funktionsprinzip und die Raumtemperatur mit ein. Auch die Anzahl und die Größe der Ablagefächer spielt eine Rolle. Beispielsweise unterschiedet sich die Methode, ob eine Abtaufunktion vorhanden ist oder ob es sich um ein Einbaugerät handelt. Der Stromverbrauch wird wie gehabt pro Jahr angegeben. Aufgrund der neuen Messmethoden unterscheidet sich der Wert jedoch von den aktuellen Etiketten. Zudem gibt das Label das Volumen des Kühl- und des Tiefkühlteils an. Allerdings werden Schubladen und Einschübe dabei nicht berücksichtigt, weshalb das Platzangebot in der Praxis geringer ausfallen kann. Außerdem erhalten Nutzer Informationen über die Schallemission in den Klassen A bis D. Die Spitzenlautstärke steht im entsprechenden Piktogramm.

 

Quelle: European Commission
Quelle: European Commission

 

 

Fernseher

Zur Berechnung der Energieeffizienzklasse wird der Standardmodus ohne HDR verwendet. Außerdem spielt die Bildschirmdiagonale eine wichtige Rolle. Das ist wichtig, da größere Geräte natürlich mehr Strom verbrauch als kleinere auch wenn sie genauso stromsparend arbeiten. Beim Stromverbrauch liegen zukünftig 1000 Stunden im Normalbetrieb zu Grunde. Die alten Labels geben dagegen den Jahresverbrauch an. Da ein Großteil der TV-Geräte mittlerweile den HDR-Standard unterstützt, erhalt dieser eine eigene Auszeichnung auf dem Etikett. Im HDR-Modus kann sich der Fernseher in die Klassen A bis G einordnen. Zudem gibt das Label einen speziellen Stromverbrauch an. Neben der Bildschirmdiagonale in Zoll und Zentimetern ist jetzt auch die Auflösung des Fernsehers auf dem Etikett eingetragen.

 

Quelle: European Commission
Quelle: European Commission

 

Geschirrspüler

Wie bei den Waschmaschinen auch ist das Eco-Sparprogramm die Grundlage für den Stromverbrauch und die Einordnung in die Energieeffizienzklasse. Ab März 2021 müssen alle Geräte zwingend diesen Modus besitzen. Der Stromverbrauch wird neuerdings pro 100 Spülzyklen angegeben und nicht mehr pro Jahr. Das gleiche gilt für den Wasserverbrauch, allerdings liegt hier nur ein Zyklus zugrunde. Gleich bleibt die Angabe der Maßgedecke. Ein Maßgedeck setzt sich aus mehreren Tellern, einem Glas, einer Tasse und Besteck zusammen. Die Trocknungsleistung ist nicht mehr auf dem Label zu finden, dafür die Programmdauer des Eco-Modus. Zudem wird jedes Gerät in eine Schallemissionsklasse einsortiert. Die Skala reicht von A bis D. A erhalten alle Produkte unter einem Geräuschpegel von 39 Dezibel. Über 51 Dezibel bleibt ihnen nur die schlechteste Klasse D.