Zwischen Vollautomatenkomfort und Barista-Ritual liegt ein schmaler Grat. Die De’Longhi La Specialista Touch EC9455.M will genau dort punkten: mit Edelstahloptik, Touch-Display, Assistenzfunktionen und einem Getränkemenü, das vom Espresso bis zum Cold Brew reicht. Im Testlabor zeigt sich, ob Technik und Praxis zusammenfinden – von der ersten Inbetriebnahme über die tägliche Routine bis zum Feintuning mit Bohnenprofilen.

Inhalt
Design und Verarbeitung
Die Maschine tritt zu einem Großteil in gebürstetem Metall auf und wirkt aus jedem Blickwinkel hochwertig. Saubere Kanten, gleichmäßige Spaltmaße und ein insgesamt stimmiger Materialmix prägen den Auftritt. Der Wassertank aus Kunststoff steht dem Eindruck nicht nach, er sitzt passgenau und wirkt robust. Mit 32 Zentimetern Breite, 36,5 Zentimetern Höhe und 40 Zentimetern Tiefe beansprucht die EC9455 zwar Platz auf der Arbeitsfläche. Für die gebotenen Funktionen ist sie aber trotzdem kompakt. Der Tassenhalter integriert sich bündig, die maximale Tassenhöhe beträgt 120 Millimeter. Der Siebträger liegt satt in der Hand und unterstreicht den soliden Bau. Knapp 11 Kilogramm Eigengewicht sorgen für verlässliche Standfestigkeit, selbst beim kräftigen Einspannen.

Montage und Inbetriebnahme
Der Lieferumfang fällt großzügig aus: Neben Siebträger und Tamper liegen eine Milchkaraffe sowie nützliche Hilfsmittel für Dosieren, Mahlen und Tampen bei. Das 3,5-Zoll-Touchdisplay führt Schritt für Schritt durch die Einrichtung, inklusive Wasserhärtetest und erster Mahlgradeinstellung. In unserem Test hängt sich die Maschine einmal auf, ein Neustart behebt aber den Aussetzer. Weitere Probleme bleiben aus.

Ausstattung und Bedienung
| De’Longhi La Specialista Touch EC9455.M | |
|---|---|
| UVP | 799,90 € |
| Leistung | 1.450 Watt |
| Pumpe | 15 Bar |
| Thermoblock-Aufheizzeit | ca. 20 Sekunden |
Die Steuerung über das Display klappt problemlos, die Oberfläche reagiert schnell und ist übersichtlich aufgebaut. Praktisch im Alltag: Auf der Oberseite sitzt der Einschalter, an der Seite ein Netzschalter, der das Gerät vollständig vom Strom trennt.
Das Mahlsystem nimmt Einsteigerinnen und Einsteiger an die Hand. Der Vorgang beginnt direkt am Auswurf: Den Siebträger gegen die Kontaktfläche drücken, bis ein deutliches Klicken zu hören ist – dann startet der Mahlvorgang automatisch und endet selbstständig, sobald die voreingestellte Menge erreicht ist. Lediglich das Einrasten des Siebträgers wirkt anfangs etwas stramm. Mit der Zeit wird der Dreh spürbar geschmeidiger.

Beim Tampen hilft eine clevere Dosierkontrolle. Der Tamper zeigt unmittelbar an, ob die Menge passt: OK markiert die richtige Dosis, −1 oder −2 stehen für zu wenig, +1 oder +2 für zu viel. Das beschleunigt die Einstellphase und fördert reproduzierbare Ergebnisse.
Für das Finetuning kommt die Bean Adapt-Technology zum Einsatz. Sie passt Mahlgrad, Dosis und Brühtemperatur an die verwendete Bohnensorte an, sodass sich über mehrere Versuche ein persönliches Profil aufbauen lässt.
Über die sogenannte Auto LatteArt-Dampflanze können Nutzerinnen und Nutzer Milch manuell aufschäumen oder einen Automatikmodus verwenden. Die Bedienung der Lanze erfordert etwas Übung, geht nach kurzer Eingewöhnung aber gut von der Hand. Sie lässt sich präzise positionieren und reagiert zuverlässig auf Bewegungen, wodurch sich der Dampfstrahl gut kontrollieren lässt. Aufgrund ihrer relativ langen Bauform ist das Unterstellen gerade größerer Tassen oder Kännchen manchmal etwas umständlich. Dank Cool-Touch-Funktion erwärmt sich die Lanz im Betrieb tatsächlich nicht allzu stark, was eine gute Sicherheit gewährleistet.

Betrieb und Ergebnisse
Die EC9455 ist schnell bereit: Der Thermoblock erreicht die Starttemperatur in knapp 20 Sekunden. Danach geht es zügig weiter – ein einfacher Espresso fließt in etwa 11 Sekunden, ein doppelter in rund 30 Sekunden in die Tassen. Der Espresso überzeugt mit dichter, beständiger Crema und einem klaren, natürlichen Geschmacksbild.
Milch gelingt im Automatik- wie im Handbetrieb feinporig und cremig, auch mit Pflanzenmilch. In der Kanne bleibt jedoch ein größerer Anteil unaufgeschäumt. Wer reinen Schaum wünscht, hebt ihn mit einem Löffel ab, beim Ausgießen strömt sonst vor allem flüssige Milch nach. Die Zubereitungsgeschwindigkeit passt zum Gesamtbild: Für Milchschaum im Automatikmodus messen wir etwa 1:22 Minuten.

Auch die übrigen Getränke funktionieren zuverlässig. Latte, Flat White, Cappuccino und Heißwasser laufen stabil, Geschmacksfehler treten nicht auf. Die Cold-Brew-Funktion bringt eine erfrischende Note ins Repertoire. Der Modus lässt sich direkt im Display wählen, anschließend arbeitet die Maschine den Bezug selbstständig ab. In der Praxis entstehen klare, runde Aromen mit spürbar reduzierter Bitterkeit und weicher Säure.
Bei doppeltem Bezug erreichen wir knapp 60 Grad Celsius – trinkwarm und ausgewogen. Der einfache Espresso liegt mit etwa 45 Grad Celsius deutlich darunter.

Lautstärke
Akustisch teilt sich der Eindruck: Beim Brühen liegt der Pegel bei ungefähr sechzig Dezibel und damit im angenehmen Bereich. Deutlich präsenter klingen Mühle und Milchsystem; hier erreichen wir Spitzen bis etwa achtzig Dezibel, die Milchdüse wirkt im Klang zudem eher unangenehm.

Reinigung
Das Milchsystem verfügt über ein eigenes Reinigungsprogramm, das gezielt innere Rückstände entfernt. Nach dem Aufschäumen spült sich das Dampfrohr automatisch durch. Eine automatische Spülung des Kaffeeauslaufs nach jedem Bezug findet jedoch nicht statt. Nutzerinnen und Nutzer müssen den Brühkopf daher bei Bedarf manuell durchspülen, um Kaffeerückstände zu entfernen und die Langlebigkeit des Systems zu sichern.
Fazit
Die La Specialista Touch EC9455.M punktet durch das hochwertige Metallkleid, die stabile Bauweise und das schnelle Thermoblock-System. In der Bedienung überzeugen uns der automatische Mahlstart per Klick und der Tamper mit Dosieranzeige, während Bean Adapt Schritt für Schritt zum passenden Bohnenprofil führt. Ergebnisseitig stehen sehr guter Espresso mit dichter, langanhaltender Crema, cremige Milchtexturen und ein alltagstauglicher Cold-Brew-Modus.
Kritik bleibt: Die Milchdüse tönt in der Spitze laut, und aus der Kanne fließt beim Eingießen viel ungeschäumte Milch nach. Außerdem fehlt eine automatische Spülung des Kaffeeauslaufs nach der Verwendung. Trotzdem: Wer Komfort sucht, ohne das Ritual aus der Hand zu geben, findet hier eine schnelle, vielseitige Siebträgerlösung mit starker Performance.
So testen wir Siebträgermaschinen
Testergebnisse im Detail
Design und Verarbeitung (15 / 15)
| Materialqualität / Robustheit | 5 / 5 | |
| Abmessungen und Gewicht | 5 / 5 | |
| Passgenauigkeit / scharfe Kanten | 2,5 / 2,5 | |
| Designwirkung / Wertigkeit | 2,5 / 2,5 |
Montage und Installation (19,5 / 20)
| Verständlichkeit der Anleitung | 5 / 5 | |
| Erste Inbetriebnahme (Einfachheit) | 4,5 / 5 | |
| Montageaufwand | 5 / 5 | |
| Lieferumfang & Zubehör | 5 / 5 |
Ausstattung und Bedienung (21 / 25)
| Bedienbarkeit Siebträger | 3 / 4 | |
| Benutzerfreundlichkeit (Tasten + Display) | 3 / 3 | |
| Bedienstruktur / Menüführung | 3 / 3 | |
| Funktionsumfang (z. B. Tassenmenge) | 3 / 3 | |
| Sonderfunktionen (z. B. Tassenwärmer) | 2 / 3 | |
| Milchaufschäumung | 4 / 4 | |
| Reinigungskomfort / Pflege | 3 / 5 |
Betrieb und Ergebnisse (27 / 30)
| Espressoqualität (Geschmack, Crema) | 10 / 10 | |
| Temperatur beim Servieren | 3 / 5 | |
| Aufheizdauer/Brühdauer | 10 / 10 | |
| Qualität Milchschaum | 4 / 5 |
Lautstärke (8 / 10)
| Lautstärke beim Brühen | 5 / 5 | |
| Störfaktor im Alltag | 3 / 5 |
Wertung
: De’Longhi La Specialista Touch EC9455.M
Pros
- Hochwertige Verarbeitung
- Schnelle Aufheizzeit
- Einfache Bedienung
- Sehr guter Espresso
- Bean Adapt-Technologie
- Sehr gut für Einsteiger geeignet
- Viele Einstellmöglichkeiten
- Viele Getränkeoptionen
- Guter Milchschaum
Cons
- Lautes Milchsystem
- Keine automatische Spülung
- Etwas unhandliche Dampflanze

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