Test: Sennheiser Ambeo Soundbar

Die Versprechen von „echtem Heimkinoklang“ und „umhüllenden Surround-Effekten“ sind bei vielen Soundbars leer oder treffen nur unter Idealbedingungen zu. Sennheiser möchte mit der Ambeo Soundbar dagegenhalten und ein Signal setzen: Doch, das alles kann wirklich funktionieren! Wie gut? Davon haben wir uns im ausgiebigen Praxistest überzeugt.

Design und Verarbeitung

Viel Metall, wenig Kunststoff: Sennheiser legt von der Soundbar mit gebürsteter Oberfläche bis hin zur Fernbedienung Wert auf hochwertige Materialien. Der Vorteil: fantastische Optik und Haptik. Der Nachteil: Die Soundbar zu installieren kann eine Zwei-Personen-Aufgabe sein. Das Gerät ist mit rund 18,5 Kilogramm sehr schwer und mit 1,26 Metern Breite nicht einfach zu händeln. Auch die Fernbedienung ist relativ schwer – liegt dadurch aber gut in der Hand.

Auffällige Spaltmaße oder offensichtliche Schwächen in der Verarbeitung können wir nicht entdecken. Von der Sitzposition aus sind lediglich gebürstetes Metall, Stoffbespannung und das kleine OLED-Display zu sehen. Erst auf der Rückseite gibt es Kunststoffteile, etwa die rückwärtige abgerundete „Kante“ inklusive Lüftungsgitter. Vorsicht: Im Betrieb wird die Soundbar auf der rechten Seite sehr heiß. Das Anschlussterminal inklusive praktischem Kabelbinder befindet sich mittig und recht weit unten – gut für die Kabelführung, schlecht für die Erreichbarkeit. Zum Verkabeln empfiehlt es sich, die Soundbar auf die Front zu kippen. Die Installation der Soundbar direkt an der Wand ist möglich. Dazu bedarf es des separat erhältlichen Wall Mounts, der mit 59 Euro (UVP) zu Buche schlägt.

Ausstattung und Bedienung

Sennheiser geizt nicht mit Anschlüssen.

Sennheiser zeigt sich bei der Ambeo Soundbar anschlussfreudig. An drei HDMI-Eingängen finden etwa TV-Receiver, Blu-ray-Player und Spielekonsole gleichzeitig Platz. Signale bis Ultra-HD-Auflösung inklusive HDR sind möglich. Zusätzlich existieren ein optischer sowie analoge Cinch-Eingänge für den Ton. Mobilgeräte verbindet der Nutzer einfach per Bluetooth. Hier unterstützt die Soundbar leider nicht den Codec aptX, dafür aber AAC.

Die inneren Werte der Soundbar laut Datenblatt sind beeindruckend. Insgesamt 13 Lautsprecher sollen den Klang eines 5.1.4-Systems imitieren. Zwei Vollbereich-Treiber strahlen nach oben Richtung Decke ab, sechs Langhub-Tieftöner sorgen für den Bass-Unterbau, während fünf Tweeter die Mitten und Höhen abbilden. Sennheiser verspricht einen Frequenzgang von 30 Hertz bis 20 Kilohertz.

Die Steuerung per Fernbedienung klappt problemlos, dank Anleitung und Quick-Start-Guide ist die Soundbar schnell eingerichtet und eingemessen. Sehr schön: Der Einmessvorgang ist in sehr kurzer Zeit abgeschlossen – die Verarbeitung der Daten dauert länger als der Messvorgang an sich, der nur eine Messposition benötigt. Das mitgelieferte Messmikrofon ist ohne Bastelarbeit einsatzbereit. Einige Tastenkombinationen sind nicht ganz intuitiv – wie zum Beispiel das Betätigen der Multifunktions- und der Bluetooth-Taste gleichzeitig, um die Soundbar in den Kopplungsmodus zu versetzen.

Die volle Kontrolle gibt jedoch erst die App Sennheiser Smart Control. Die Einrichtung ist hier etwas hakelig – genauer gesagt die initiale Kopplung via Bluetooth. Die App erkennt die Soundbar zwar, im Test gibt es jedoch offenbar Probleme mit Berechtigungen. Zwar erlauben wir der Bar Zugriff auf Kontakte und Anrufliste, anschließend meldet die App aber wiederholt, dass sie kein Gerät mehr findet. Erst nach einigen Versuchen und mehrmaligem Neustart von Bar und App klappt die Verbindung bei gleicher Vorgehensweise. Danach funktioniert die erneute Verbindung jedoch reibungslos.

Die App gibt eine kurze Einführung in ihre Möglichkeiten. Klangregelung und Einstellen von Lautstärke und Quelle sind die Basics. Auch die Raumkalibrierung ist von der Anwendung aus startbar. Nur in der App möglich: Die Soundbar kann die Raumsimulation mit den Daten der Raumkalibrierung verrechnen, aber auch ohne Einmessung mit Standard-Werten verwenden. Der Klangeindruck ohne Kalibrierung ist im Test deutlich weniger räumlich als mit Einmessung – aber immer noch erstaunlich gut und präzise.

Neben einigen Systemeinstellungen freuen sich Technik-Nerds über die Anzeige des momentan verwendeten Codecs. Neben dem Codec an sich und der Kanalanzahl gibt es bei DTS zum Beispiel die Möglichkeit, DTS Neural:X sowie eine Dynamikkompression zuzuschalten und Dialoge in der Lautstärke anzupassen. Ähnliche Optionen bietet auch Dolby – allerdings mit gröberen Abstufungen.

Klang

Sennheiser Ambeo Soundbar
Leistungsaufnahme (Sinus)250 Watt
Anzahl integrierte Lautsprecher13
HDMI-Anschluss3 in, 1 out
Subwooferintern, extern möglich
An dieser Stelle sollten wir unterscheiden – Klang ist nicht gleich Klang. Wir betrachten einmal die Klangleistung allgemein für Musik und Filme. Getrennt davon wollen wir auf die Räumlichkeitssimulation eingehen, die einen wichtigen Aspekt des Gerätes ausmacht.

Im Stereobetrieb kommt der Klang der Soundbar ausgeglichen und unaufgeregt daher. Der Modus empfiehlt sich zum Beispiel zum Musikhören, vor allem, wenn die Musik zur Hintergrundbeschallung rieseln soll. Es gibt keinen Frequenzbereich, in dem die Ambeo Bar aufdringlich oder überbetont aufspielt. Gut funktioniert das auch im Bassbereich: Die tiefen Frequenzen sind zwar durchweg da, fügen sich aber dezent ins Klangbild ein und ermöglichen so auch Hintergrundbeschallung zum ruhigen Dinner – selbst, wenn Sting beherzt in seine E-Bass-Saiten langt. Beim bewussten Musikhören fehlt hingegen der Punch mancher Bass-Drum. So kommen Hot Chip etwa nicht so druckvoll wie erwartet rüber.

Die App „Sennheiser Smart Control“ gibt sich recht auskunftsfreudig.

Der interessanteste Part des Klangtests beginnt aber, wenn wir die Taste „Ambeo“ auf der Fernbedienung betätigen. Schon bei der Stereowiedergabe verbreitert sich schlagartig die akustische Bühne sehr stark. Gleichzeitig erhält der Bassbereich geringfügig mehr Druck und die Musik wird ein Stück weit räumlicher und halliger. Im direkten Vergleich wirkt der gewöhnliche Stereo-Output frequenziell stimmiger. Die akustische Bühne und Tiefenstaffelung mit Raumsimulation sind dagegen näher an dem, was ein ordentliches Paar Standlautsprecher von sich gibt.

Die Paradedisziplin der Ambeo Soundbar ist jedoch der Film – und es gilt: je effektreicher der Soundmix, desto besser die Performance der Bar. Schon reguläre Surround-Mischungen klingen sehr räumlich. Sobald Dolby Atmos und DTS:X ins Spiel kommen, darf jedoch gestaunt werden. Nicht nur den gewöhnlichen Surround-Klang bekommt die Soundbar überraschend gut hin, sondern auch die Höhenkanäle wirken überzeugend. Vor allem vorne an der Decke kann das System nahezu mit einem tatsächlichen Deckenlautsprecher mithalten. Hinten wird es zwar diffuser, aber die Räumlichkeit ist trotzdem deutlich wahrnehmbar.

Beeindruckend ist auch, dass ein weiterer Subwoofer nicht zwingend nötig ist, um Heimkino-Feeling zu erzeugen. Auch sehr tiefe Frequenzen bildet die Soundbar sauber ab. Wenn etwas fehlt, dann höchstens das „Taktile“, das vibrieren des Basses im Bauch. Soll es im Tieftonbereich trotzdem noch kräftiger zugehen, bietet die Soundbar die Möglichkeit, zusätzlich einen Subwoofer per Kabel anzuschließen.

Fazit

Hut ab! Was Sennheiser mit der Ambeo Soundbar an Surround-Simulation abliefert, ist wirklich großes Kino. In unseren Ohren ist sie in puncto Raumklang die bislang beste Soundbar auf dem Markt. Allerdings weiß sie auch im Stereo-Modus zu überzeugen – ob bei Musik oder Film. Mit der App bietet sie mehr Möglichkeiten zur Sound-Optimierung als die meisten Soundbars. Der Preis von 2.400 Euro (UVP) ist stolz – wer einfach nur lauteren, volleren Fernsehton möchte, wird hier zurückschrecken. Der Ersatz eines stattlichen Atmos-Surround-Systems rechtfertigt die Summe dagegen.

Wertung

: Sennheiser Ambeo Soundbar

Sennheiser Ambeo Soundbar
  1. Design und Verarbeitung
    1,1
    • Ausstattung
      1,1
      • Bedienung
        1,3
        • Klang
          1,1

          Pros

          • Unglaublich gute Raumsimulation
          • Angenehme Klangabstimmung
          • Kein externer Subwoofer nötig
          • Viele Einstellungen und technische Infos per App
          • Einmessung schnell und unkompliziert

          Cons

          • Manche Einstellungen nur via App vornehmbar
          • Erste Kopplung mit App hakelig
          • Rückseite wird stellenweise sehr heiß