Test: NVIDIA Shield TV Streaming-Player

Moderne Fernseher haben in der Regel bereits Smart-Funktionen wie eine direkte Netflix-Anbindung integriert. Ältere Modelle jedoch kommen teilweise noch ohne aus, günstigere Geräte bieten diese Sonderfunktionen häufig ebenfalls nicht. Das NVIDIA Shield TV soll hier Abhilfe schaffen und als Streaming-Gerät Multimedia-Erlebnisse ins Wohnzimmer holen. Insbesondere Gamer sollen damit glücklich werden. Wir haben die verschiedenen Funktionen getestet.

Lieferumfang

Die überraschend kleine Verpackung des Shield TV enthält fast alles, was für den Betrieb nötig ist. Neben dem Streaming-Gerät selbst liegen eine Fernbedienung inklusive Batterien und das Stromkabel bei. Ein HDMI-Kabel für die Verbindung zum Fernseher fehlt dagegen. Eine Anleitung gibt es ebenfalls nicht, im Lieferumfang befindet sich nur ein absolut rudimentärer Quick-Start-Guide. Daraus erfährt der Nutzer lediglich, wie die Kabel verbunden werden und dass das Feld innerhalb des Bedienungsrings der Fernbedienung eine Taste ist. Die Steuerung muss er sich selbst erschließen.

Design & Verarbeitung

Nvidia Shield TV
Das mattschwarze Gehäuse ist schön zurückhaltend.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber das NVIDIA Shield TV hebt sich durch seine Röhrenform von anderen Geräten ab, spielt sich aufgrund der matt-schwarzen Farbe und der geringen Abmessungen jedoch nicht in den Vordergrund. Optisch setzt sich eine Rille leicht vom Rest des Gehäuses ab, da darin glänzendes Schwarz verwendet wird. Hier sammelt sich neben den tiefer eingesetzten Anschlussenden auch durchaus einmal Staub, der aber schnell wieder entfernt ist. Aufgrund der Kabelanordnung muss sich der Nutzer auch keine Gedanken darüber machen, dass die Röhre auf glatten Oberflächen hin und her rollen könnte. Die Kabel halten sie an ihrem Platz.

Die Anschlüsse sind auch der Grund dafür, dass das Shield TV nur liegend betrieben werden kann – der HDMI-Anschluss befindet sich am einen, der Stromanschluss am anderen Ende. Das ist der große Knackpunkt: Ganz egal, wie die Röhre auch liegt, es geht immer mindestens ein Kabel sichtbar von ihr ab. Dies wäre mit einer besseren Schnittstellen-Anordnung nicht passiert. Zwar wurde das Gerät explizit dafür entworfen, möglichst unsichtbar im Heimkino-Setup zu verschwinden. Doch müssen wir auch an die Nutzer denken, die diese Möglichkeit nicht haben. Andererseits hat NVIDIA damit den Weg der besseren Bildqualität gewählt, da sich so keine möglichen Interferenzen wegen der Nähe des Stromeingangs zum Bildausgang bilden können. Außerdem wird durch die Röhrenform der ideale Luftfluss zur Kühlung innerhalb des Streaming-Players gewährleistet. Trotzdem: Es bleibt ein nicht ganz runder optischer Eindruck zurück.

An der Verarbeitung gibt es jedoch nichts zu bemängeln: Stürze aus TV-Konsolen-Höhe hält das NVIDIA-Gerät aus, auch normaler bis leicht erhöhter Kraftaufwand lässt uns das Gehäuse nicht eindrücken oder zum Knarzen bringen. Die Anschlüsse stellen sich den Steckern nicht mit unnötigem Widerstand in den Weg. Die Fernbedienung ist dreieckig, aufgrund der gerundeten Kanten aber nicht spitz. Sie liegt gut in der Hand und hat eine ausreichende Größe. Auch hier wurde eine matt-schwarze Farbe verwendet. Praktisch, da die Fernbedienung so nicht von Fingerabdrücken geplagt wird.

Anschlüsse & Hardware

Nvidia Shield TV
Die HDMI- und Strom-Anschlüsse befinden sich auf den gegenüberliegenden Seiten.

Wie bereits erwähnt, befinden sich HDMI- und Strom-Schnittstellen auf gegenüberliegenden Seiten. Neben dem Video-Ausgang wurde zusätzlich ein Steckplatz für eine microSD-Karte platziert, auch der Reset-Knopf befindet sich an diesem Ende. Zum Stromanschluss gesellt sich eine Gigabit-LAN-Schnittstelle für eine unterbrechungsfreiere Internetanbindung, sollte die WLAN-Leistung nicht ausreichen. Einen USB-Anschluss hat sich Nvidia gespart.

Wer sich das Shield TV für seine Gaming-Kapazitäten besorgen möchte, sollte nun aufhorchen: In der Röhre stecken ein Tegra-X1+-Prozessor, eine leistungsstarke Grafikeinheit und 2 Gigabyte Arbeitsspeicher. Wie wir später noch feststellen, reicht das für höchste Grafikansprüche in aktuellen Spielen zum Testzeitpunkt. Der verbaute Speicher ist mit 8 Gigabyte allerdings äußerst knapp ausgefallen, Gamer müssen eine Speicherkarte einplanen.

Ersteinrichtung & Nutzer-Oberfläche

Nvidia Shield TV
Die Einrichtung geht gut von der Hand. Der Nutzer wird Schritt für Schritt durch die Installation geführt.

Kommen wir zum praktischen Einsatz: Nachdem alle Kabel verbunden sind, starten wir das NVIDIA Shield TV mit der Fernbedienung. Das Gerät führt uns Schritt für Schritt durch die Einrichtung, darunter die Wahl des WLAN-Netzwerks, die gewünschte Sprache und die AGBs, denen wir meistens einfach nur zustimmen, ohne viel selbst tun zu müssen. Wir vernetzen außerdem unser Google-Konto mit dem Shield TV. Der gesamte Prozess ist leicht verständlich und schnell abgeschlossen. Es steht direkt ein Update der Firmware bereit, das ebenfalls fix beendet ist.

Anschließend blicken wir auf die Nutzeroberfläche, die mit verschiedenen Apps wie NVIDIA Games und Netflix bestückt ist. Diese zeigen uns mit großen Bildern die neuesten Inhalte des jeweiligen Anbieters, im Beispiel Netflix neue Serien und Filme. Möchten wir darauf zugreifen, melden wir uns einmalig beim Anbieter an und sparen uns den Log-In in der Zukunft. Auf diese Weise wird das Starten eines Films zum Kinderspiel. Möchte der Nutzer auf andere Apps zugreifen, nutzt er den Google Play Store und lädt die gewünschte Anwendung herunter. So beispielsweise bei uns Amazon Prime Video. Die Anordnung der Apps kann den eigenen Vorlieben nach angepasst werden, ungenutzte Anwendungen können ausgeblendet werden. Uns fehlt allerdings ein Browser, um im Internet zu stöbern. Auch über Google Play können wir keinen der bekannten Anbieter herunterladen. Ist die eigentliche Nutzeroberfläche sehr aufgeräumt, ist das Einstellungsmenü jedoch ziemlich verschachtelt. Hier suchen wir teilweise ein wenig, um bestimmte Einstellungen zu finden. Da diese in der Regel nicht wieder angefasst werden müssen, sehen wir das aber nicht so streng.

Bedienung

Nvidia Shield TV
Die beiliegende Fernbedienung bietet alle wichtigen Funktionen.

Für die Steuerung des NVIDIA Shield TV verwendet der Nutzer die beigelegte Fernbedienung. Über sie hat er alles im Griff, die wichtigsten Funktionen sind vorhanden. So nutzt er sie zum Manövrieren in den Menüs, pausiert darüber Filme und Serien und spult vor oder zurück. Per Knopfdruck gelangt er jederzeit zurück auf die Startoberfläche, die Einstellungsmenü-Taste lässt sich sogar frei belegen. Etwas unglücklich ist das Aufrufen aller geöffneten Apps in der Standard-Konfiguration ausgefallen: dazu drückt der Nutzer die Kreistaste zweimal hintereinander. Diese Funktion müssen wir jedoch erst ergoogeln. Die Lautstärke-Tasten der Fernbedienung haben erst dann eine Funktion, wenn der Nutzer diese mit seinem Fernseher oder Receiver in den Shield-TV-Einstellungen koppelt. Mit PC-Monitoren sind diese Tasten nicht kompatibel.

Funktioniert die Bedienung also an sich fast problemlos, kann die Eingabe von Wörtern über die Bildschirmtastatur mithilfe der Tasten der Fernbedienung nervig werden. Eine praktische Pointer-Funktion hat sich NVIDIA gespart, immerhin kann eine Bluetooth-Tastatur zum Tippen mit der Röhre verbunden werden. Für die bequemste Steuerungsmöglichkeit wählt der Nutzer das Mikrofon in der Fernbedienung. Über simple Sprachbefehle wie „Netflix“ zum Starten der Netflix-App wird die Steuerung von Shield TV und Apps besonders einfach. Aber auch Sätze wie „youtube katzen video“ erkennt das Gerät und präsentiert daraufhin eine Liste an Katzen-Videos, die wir brav durchschauen. Da das Mikrofon erst nach Drücken der zuständigen Taste aktiviert wird, dürfte die Wahrscheinlichkeit eines Lauschangriffs eher gering sein. Neben Google Assistant wird auch Amazons Alexa unterstützt.

Performance

Nvidia Shield TV
Der Nvidia Shield TV verfügt über eine potente Hardware und unterstützt 4K und HDR.

Die starke Hardware erlaubt dem NVIDIA Shield TV die Wiedergabe von 4K-Inhalten inklusive HDR bei entsprechendem Fernsehgerät und HDMI-Kabel. Wird nur ein Full-HD-Signal gesendet, rechnet ein interner AI-Upscale-Mechanismus das Bild auf Ultra-HD hoch, sodass es auch auf hochauflösenden TVs richtig zur Geltung kommt. Wir testen das Gerät an einem Fernseher mit Ultra-HD-Auflösung und sind rundum überzeugt. Das Bild wird klar und ohne Artefakte übertragen, das Streaming nicht durch störende Nachladeruckler unterbrochen. Andere Streaming-Apps wie die ARD Mediathek präsentieren sich uns ebenfalls in bester Qualität. Auch die 5.1-Heimkino-Anlage wird mit klarem Sound versorgt, der Subwoofer rüttelt uns ordentlich durch. Aber auch stille Szenen profitieren vom Shield TV, da der Lüfter die Ruhe nicht zerreißt. Nutzer mit noch umfangreicheren Sound-Systemen kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn auch Dolby Atmos wird unterstützt. Hier haben wir nichts zu meckern.

Auf der Gaming-Seite sind wir nicht hundertprozentig zufrieden. So kann der Nutzer zum einen auf den Streaming-Dienst GeForce Now zugreifen, der momentan noch in der Beta-Phase steckt. Hier lohnt es sich, nicht nur ein Gamepad, sondern auch Maus und Tastatur über Bluetooth zu verbinden. Manche Spiele benötigen sogar nur die Fernbedienung und damit keine zusätzlichen Eingabegeräte. Wir konzentrieren uns auf Spiele aus dem Google Play Store, da diese direkt auf der Hardware des NVIDIA Shield TV laufen. Dazu verbinden wir einen DualShock 4, also einen PlayStation-4-Controller, mit dem Gerät. Auch Xbox-One-Pads werden unterstützt, Pro Controller der Nintendo Switch hingegen nicht. Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, besorgt sich einen Shield Controller.

Nvidia Shield TV
HDR-Unterstützungja
max. Auflösung 2160/60p
Betriebssystem Android 7.0
Gewicht250 g
Das grafisch anspruchsvolle Dead Trigger 2 schaltet sich automatisch auf mittlere Grafikeinstellungen, kann aber problemlos auf die höchste umgestellt werden. Auch dann läuft das Spiel flüssig und wir erwehren uns den Scharen von Zombies. Auch Asphalt 9 flitzt mit voller Grafikpracht über den Fernseher. Als wir ein anderes Rennspiel ausprobieren, sehen wir nur das Logo, denn Horizon Chase Turbo geht schon auf dem Weg zur Startgeraden der Saft aus. Warum gerade dieses Spiel nicht starten will, finden wir nicht heraus. Vielleicht handelt es sich hier um eine Ausnahme, denn weitere Versuche mit anderen Spielen bereiten uns keine Probleme mehr. Erwähnen wollen wir es trotzdem. Eine Einschränkung bei Spielen aus dem Google Play Store gibt es allerdings: Der digitale Store zeigt nur Games mit Gamepad-Unterstützung an. Die Auswahl ist also eingeschränkt. Wer trotzdem andere Spiele-Apps auf der Röhre nutzen möchte, muss diese über nicht unbedingt legale Umwege installieren. Die Steuerung wird dann über eine Mapper-App auf ein Gamepad oder Maus und Tastatur umgelegt. Das ist umständlich und NVIDIA könnte hier ruhig offizielle Möglichkeiten zur Hand geben.

Alternativ streamt der Nutzer Steam-Spiele und Games anderer PC-Stores auf das Shield TV, der Clou ist die integrierte Google-Chromecast-Funktion. Hier kommen dann auch ganz normal Maus und Tastatur zum Einsatz, da diese und die Spiele weiterhin am PC betrieben werden, das Shield TV gibt nur das Bild wieder. Dies ist eine simple Lösung, um hochwertige PC-Games auf dem großen Fernseher zu zocken. Wir haben außerdem in der 3D-Mark-App die „Slingshot Extreme“-Sequenzen durchlaufen lassen. Im direkten Vergleich mit einem Samsung Galaxy Tab S4 zeigt sich die starke Leistung des NVIDIA Shield TV: bis zu zehn Frames (Bilder pro Sekunde) mehr liefert die Röhre. Die OpenGL-Schnittstelle liegt über 800 Punkte höher, über die Vulkan-API sind es fast 1.000 Punkte mehr. Für das kleine Ding sehr beachtliche Werte. Selbst bei dieser hohen Auslastung gibt es keine große Hitzeentwicklung am Shield TV. Da werden so manche Tablets und Smartphones heißer.

Fazit

Gerade im Heimkino kann das NVIDIA Shield glänzen, dank 4K-Unterstützung inklusive HDR und der vollen Bandbreite der Dolby-Atmos-Soundkulisse. Filme in Full-HD-Auflösung rechnet es mithilfe eines AI-Upscalers auf die passende Auflösung hoch. An der Bedienung haben wir bis auf die fehlende Pointer-Funktion der gut in der Hand liegenden Fernbedienung quasi nichts auszusetzen, gerade die Sprachsteuerung macht Spaß. Die Leistung des Shield TV kann sich ebenfalls sehen lassen: Zum Testzeitpunkt aktuelle Games aus dem Google Play Store laufen in bester Grafikqualität. Der Streaming-Service GeForce Now und der integrierte Chromecast zum Übertragen von PC-Spielen machen es darüber hinaus überaus flexibel. Allerdings nervt die Einschränkung im Play Store, die Spiele ohne Gamepad-Unterstützung ausblendet. Somit bekommen wir hier nicht das volle Gaming-Paket. Das Design und die Verarbeitung der Röhre sind an sich gelungen, doch stört die Anordnung der Anschlüsse, aufgrund derer immer mindestens ein Kabel sichtbar bleibt. Auch wenn hier und da kleinere Schnitzer passieren, ist das NVIDIA Shield TV am Ende ein tolles Gerät, das fast genau das kann, was es soll.

Wertung

: NVIDIA Shield TV

NVIDIA Shield TV
  1. Design und Verarbeitung
    1,9
    • Hardware und Performance
      1,8
      • Bedienung
        1,8
        • Lieferumfang
          2,4
          • Entertainment-Angebot
            1,3

            Pros

            • Umfangreiches Entertainment-Paket
            • 4K und HDR
            • Dolby Atmos
            • Sprachbedienung macht Spaß
            • Hervorragende Leistung fürs Gaming

            Cons

            • Suboptimale Verteilung der Anschlüsse
            • Kein USB-Anschluss
            • Geringer interner Speicher
            • Keine Pointer-Funktion der Fernbedienung