Test: BEEQ C800 Trekking E-Bike

Smart, hochwertig, urban, zuverlässig, Fun, anspruchsvoll, nachhaltig und das alles zu einem fairen Preis –  mit diesen Zielen und Vorgaben versucht die Marke BEEQ seit Mitte 2020 den E-Bike-Markt aufzumischen. Fünf Modelle präsentieren die Portugiesen zum Auftakt. Vom „urbanen“ Citybike bis zum „wilden“ Mountainbike ist alles dabei. Halten die Räder das, was die Südländer vollmundig auf ihrer Website versprechen? Wir wollen es herausfinden. Unsere Redaktion hat das BEEQ C800 Trekking genau unter die Lupe genommen.

Ausstattung

Sicherheit und Komfort, damit versucht das Trekking Modell C800 zu punkten. Das Ergebnis: es gelingt. BEEQ hat seinem Deluxe-Modell unter den Trekkingbikes eine ansprechende Ausstattung verpasst. Das fängt beim Vorderlicht an und hört beim Rücklicht auf. Die Ausstattung im Detail:

Das AXA Blueline LED Frontlicht durchbricht die Dunkelheit mit komfortablen 30 Lux. Der Lichtkegel leuchtet die Fahrbahn optimal aus und ermöglicht sicheres Treten auch ohne Tageslicht. Bis zu 60 Meter beträgt die Sichtweite bei klaren Wetterbedingungen. Diese Strahlkraft und der integrierte Reflektor sorgen dafür, dass auch der Gegenverkehr immer ein Auge auf einen hat. Hinten strahlt der rote Rückscheinwerfer zuverlässig und sicher. Gesteuert wird das Licht über das Display an der linken Lenkerseite – ein Knopfdruck genügt.

BEEQ C800 Trekking
Über den ergonomischen Lenker lässt sich das Bike sicher steuern.

BEEQ hat das C800 Trekkingbike mit einem 680 Millimeter breiten Lenker ausgestattet. In Kombination mit ergonomischen GA30 Griffen steuert der Nutzer das E-Bike sicher über Straßen und Forstwege. Damit das wuchtig wirkende Trekkingrad – es bringt stolze 28 Kilogramm auf die Waage – auch perfekt an den Fahrer angepasst werden kann, lässt sich der Ahed-Vorbau zwischen 0 und 90 Grad einstellen. Wer bequem auf einem Fahrrad sitzen will, der hat immer ein Auge auf den Sattel. Und auch der kann überzeugen. Der SELLE Gel Essenza Moderate macht nicht nur optisch einen guten Eindruck. Auch seine inneren Werte können sich sehen lassen. Durch die Gel-Unterlage sitzt man auch nach vielen gefahrenen Kilometern noch bequem auf dem Rad. Die passende Sitzhöhe lässt sich dank Schnellverschluss ohne Probleme einstellen.

Viel Kunststoff: Das kommt einem beim Betrachten der Pedale als erstes in den Sinn. Wer sich die Union Ball Ring Pedale allerdings näher anschaut, der stellt gerne seine Füße darauf. Denn die finden durch integrierte, rutschfeste Elemente auch bei Regenwetter optimalen Halt. Für ein sicheres Auftreten sorgen zudem eingebaute Reflektoren.

Standfestigkeit ist auch beim Abstellen des BEEQ C800 gefragt. Und die liefert ein robuster, mit mattschwarzer Legierung ausgestatteter Ständer. Dieser ist bei einem Gesamtgewicht von rund 28 Kilogramm aber auch notwendig. Gespart hat BEEQ hier nicht. Das Fahrrad lehnt seine Pfunde vertrauenswürdig auf den links hinten angebrachten Ständer, der mit dem Gewicht, auch dank einer breiten Auflagefläche, keinerlei Probleme hat.

Als Lastentier – zumindest bei kleinerem Gepäck – macht das Trekkingbike aus Portugal ebenfalls keine schlechte Figur. Der Gepäckträger fixiert durch eine solide Spannkraft Gegenstände wie Taschen oder Jacken zuverlässig. 60 Millimeter breite Schutzbleche aus Plastik halten Spritzwasser und weiteren Schmutz zuverlässig ab, selbst bei starkem Regenwetter. 

Komponenten

BEEQ C800 Trekking
Das BEEQ C800 Trekking verfügt über 10 Gänge.

Die Portugiesen statten Schaltwerk und Bremsen mit Komponenten von Shimano aus. Damit der Nutzer immer in die Gänge kommt –  bei unserem Testfahrrad sind’s zehn Stück – verfügt das E-Trekkingbike hinten über ein Shimano RD-M6000 Deore GS 10-Gang-Shadow Plus Design Schaltwerk. Shimano verspricht seinen Kunden unter anderem einen geräuscharmen Antrieb sowie ein vermindertes Schlagen der Kette, wodurch deren Abspringen verhindert werden soll. Und tatsächlich, bei unseren Testfahrten lässt sich jeder Gang flüssig mit dem rechts am Lenker angebrachten Schalthebel Shimano SL-M6000-R Deore Rapidfire Plus einstellen. Auch unter Belastung, beim Bergauftreten, springt die Kette problemlos in Position.

Auf den Punkt genau greifen auch die Shimano Hydraulic MT200 Scheibenbremsen. Allerdings muss das Rad auf den ersten Metern erst etwas eingebremst werden. Ist das erledigt, greifen die Bremsbeläge zuverlässig an die 180 Millimeter Bremsscheiben und verringern auch bei nassen Verhältnissen und Gefälle punktgenau das Tempo.

BEEQ C800 Trekking
Die Reifen sind schön robust und hinterlassen auch auf Schotter einen guten Eindruck.

Egal ob langsam oder schnell, E-Bike-Piloten, die auf dem BEEQ C800 Trekking Platz nehmen rollen auf 29 x 2,0 Zoll Continental Double Fighter III ETRTO Reifen. Ob Straße oder Schotter, Gripp ist garantiert. Spitzkehren auf Brückenabfahrten meistern sie auch bei verteiltem Rollsplit ohne seitlich zu rutschen. Eine robuste Gummiseitenwand macht den Drahtreifen auch gegen gröberen Untergrund robust. BEEQ hat mit der Reifenwahl alles richtiggemacht: Durch das niedrige Mittelprofil auf Asphalt leise und leicht sowie dank der exponierten Seitenstollen spursicher auf Park- und Forstwegen. Bei den Felgen setzt BEEQ auf legierte doppelwandige Aluminiumfelgen mit 36 Löchern, verbunden mit schwarzen Stahlspeichen. Für die optimale Beschleunigung durch Muskelkraft sorgt die verbaute Mono Chainring 36T Norrow Wide 175 Millimeter lange Kurbel.

Antrieb

Da das „E“ in E-Bike bekanntlich für Elektro steht, muss die künstliche Power auch irgendwo entstehen. BEEQ hat sich zum Markteinstieg gleich einen namenhaften Motorpartner an die Seite geholt: Brose. Der deutsche Hersteller stellt dem Trekking C800 sein Modell Drive S 90 Nm zur Verfügung. Leise und durchzugstark, damit wirbt der Hersteller und wir werden bei unserem Test nicht enttäuscht. Die vier Unterstützungsstufen laufen sauber und vor allem klar definiert. Als Fahrer merkt man einen deutlichen Unterschied zwischen den einzelnen Antriebsstufen. Vier Stück stehen zur Auswahl: Im Economic-Modus (bis zu 40 Prozent Unterstützung) ist noch viel Eigenleistung erforderlich. Vorteil: Der gesparte Akku kann gerade auf längeren Touren sehr wertvoll sein. Der nächsten Stufe hat BEEQ den Namen Standard (bis zu 80 Prozent Unterstützung) verpasst. Hier ist der Titel im wahrsten Sinne Programm. Auch in unserem Test haben wir den Alltag meist in diesem Modus zurückgelegt. Egal ob auf dem Weg zur Arbeit oder kleinere Ausflugsfahrten. Mit Standard geht’s zügig vorwärts. Kommt etwas mehr Abwechslung in die Landschaft kommt Stufe Plus (bis zu 160 Prozent Unterstützung) zum Einsatz. Fahrten bei starkem Gegenwind werden in diesem Modus ebenfalls zum Kinderspiel. Lange Anstiege oder schnelles Tempo meistern wir mit Boost (bis zu 320 Prozent Unterstützung). Egal für welche Einstellung sich der Nutzer schlussendlich entscheidet, bei 25 km/h ist Schluss. Mehr braucht es aber auch nicht, um mit dem Trekkingbike zügig voran zu kommen. Wer es gerne etwas sportlicher mag, der verzichtet komplett auf die Motorunterstützung. Bei einem Fahrrad mit rund 28 Kilogramm Eigengewicht allerdings keine allzu gute Idee. Je höher die Zuschaltung des Motors, desto mehr steigt natürlich der Akkuverbrauch. Wir wollen wissen, wie weit kommen wir, wenn wir uns maximale Hilfe vom Brose Drive S geben lassen. Das Ergebnis ist zufriedenstellen: rund 25 Kilometer sind durchgehend mit Boost bei welligem Gelände machbar.

BEEQ C800 Trekking
Der Akku ist sauber integriert. Die Schweißnähte sind teilweise allerdings sehr grob.

Nichts zu meckern gibt es auch beim Akku. Der fügt sich beim C800 Trekking unscheinbar ins Unterrohr ein. Bei der von uns getesteten Farbvariante Black Suit fällt er wenig bis gar nicht auf und verschmilzt beinahe mit dem Aluminiumrahmen. Optisch schon mal überzeugend. Doch punktet der Poweradapter auch bei der Leistung? Die schnelle Antwort: ja. Für die Begründung holen wir etwas weiter aus: 504 Watt und eine Spannung von 36 Volt liefern dem Motor die notwendige Energie. BEEQ gibt eine Reichweite von 40 bis 100 Kilometer an, die sich natürlich an Fahrweise, Gewicht des Fahrers und der verwendeten Unterstützungsstufen orientiert. Wir machen uns fünf Tage in Folge mit wechselnden Modi auf den Arbeitsweg. Nach einer ungefähren Distanz von 50 Kilometer ist noch ein Drittel der Ladebalken vorhanden. Die Angaben von BEEQ sind also durchaus realistisch.

Irgendwann muss aber auch der beste Akku mal ans Netz. Dafür lässt er sich bequem mit einem Schlüssel aufsperren und entnehmen oder direkt am Fahrrad aufladen. Besonders praktisch, der Anschluss für das Ladegerät ist im Unterrohr integriert. Eine befestigte Abdeckung hält Schmutz und Nässe ab. Die Leistung des Ladegeräts beträgt vier Amper. Damit wieder alle grünen Leuchten am Akku aufblinken, veranschlagt BEEQ vier Stunden. In unserem Praxistest ist die vollständige Akkuleistung genau nach 3 Stunden und 52 Minuten erreicht.

BEEQ C800 Trekking
Am Lenker befindet sich das kompakte Display

Ist die Power wieder vorhanden wird der Ladestand des Akkus auf dem Display angezeigt. Dieses ist an der linken Lenkerseite positioniert. Doch während Akku und Motor überzeugen, fällt die Bedienkonsole etwas ab. Ein etwas unstabiler Joystick ermöglicht es, durch die Menüs zu navigieren. Das Zusammenspiel von Druckpunkt und Reaktion ist allerdings etwas verzögert, sodass wir öfter auf den Joystickdrücken müssen, um zum nächsten Menüpunkt zu gelangen. Inhalte und Einstellungsmöglichkeiten sind dagegen verständlich und selbsterklärend. Die vier verschiedenen Unterstützungsstufen lassen sich per am Display integrierter Tasten hoch- und runterschalten. Am Anfang ist das etwas gewöhnungsbedürftig, da man den Griff der linken Hand dafür etwas lösen muss. Geschwindigkeit, Akkureichweite sowie die gesamten und die aktuell gefahrenen Kilometer sind weitere Anzeigen, die dem Fahrer wichtige Infos zu seiner Tour liefern.

Handling/Fahrverhalten

BEEQ C800 Trekking
Sowohl auf Asphalt als auch auf unbefestigten Wegen rollt das Trekkingbike zuverlässig und konstant dahin.

Wer auf das BEEQ C800 Trekking aufsteigt hat in der Regel eine komfortable Position, um mit dem Rad auf Tour zu gehen. Für diese Haltung ist man allerdings selbst verantwortlich. Der SELLE Gel Essenza Moderate lässt sich per Schnellspanner in die passende Höhe bringen. Verschluss auf, Sattel justieren, Verschluss zu – fertig. Um eine möglichst rücken- und nackenschonende Haltung einzunehmen, muss natürlich auch der Vorbau zur Sattelhöhe passen. Dieser lässt sich in wenigen Minuten anpassen. Die Handballen ruhen auf den ergonomisch geformten GA30 Griffen, was ein entspanntes Steuern des E-Trekkingbikes ermöglicht.

Bequem ja, aber dennoch nicht schwerfällig – so lässt sich der Umgang mit dem C800 am besten beschreiben. Sowohl auf Asphalt als auch auf unbefestigten Wegen rollt das Trekkingbike zuverlässig und konstant dahin. Bei Unebenheiten, wie beispielsweise einer nicht ganz zur Straße abgesenkte Bordsteinkante, macht sich das Fehlen einer Federgabel allerdings bemerkbar. Die verstärkte Aluminiumgabel ist zwar robust, unangenehme Schläge kommen jedoch ungefiltert an den Handgelenken an.

Überzeugen kann das E-Bike dagegen wieder beim Bremsverhalten. Die Scheibenbremsen greifen zuverlässig und bringen das Trekkingfahrrad auch bei plötzlich notwendigen Bremsmanövern schnell zum Stehen, selbst bei nassen Wetterverhältnissen.

BEEQ C800 Trekking
Motor BROSE DRIVE S 90Nm
Akku504 Wh 36V
Rahmengrößen M (50) - L (56)
Gewicht: Ca. 28 kg
Wer sich mit dem BEEQ C800 Trekking sein erstes E-Bike zulegt, der wird das Gefühl haben, auf einem Koloss zu sitzen. 28 Kilogramm, breiter Aluminiumrahmen und 29 x 2,0 Zoll Reifen – BEEQ hat einen wahren Straßenkreuzer auf zwei Räder gestellt. Doch kommt man ins Rollen, ist man überrascht wie leichtgängig sich das C800 durch den Verkehr schlängelt. Solange der Akku den Brose-Motor mit Power versorgt, sind Alltags- und Tourenausfahrten beinahe mühelos. Wer das Rad ohne elektrische Unterstützung bewegen muss, der sollte allerdings einiges an Energie in seinen Beinen haben. Deshalb wichtig: Immer den Akku vor Fahrtantritt checken.

Einer genaueren Überprüfung halten die Größenangaben des Herstellers leider nicht Stand. BEEQ hält die Rahmengröße L erst für Fahrer nutzbar, die über 1,85 Meter groß sind. Unser Testfahrer misst 1,82 Meter und kam mit dem L-Rahmen perfekt zu Recht. Die Angaben sind nicht falsch, dennoch wollen wir darauf hinweisen. Denn auch für das BEEQ C800 Trekking gilt die allgemeine Fahrradregel: Wer etwas flexibler und manövrierfreudiger unterwegs sein will, der wählt im Zweifel das kleinere Rahmenmodell. Wer auf Komfort steht und längere Strecken bewältigen will, der steigt auf die größere Rahmenvariante.

Verarbeitung

Der Aluminiumrahmen des E-Bikes ist insgesamt sauber verarbeitet. Er weist keine Lackfehler auf und macht in der von uns getesteten Farbvarianten Black Suit einen hochwertigen Eindruck. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch die Schweißränder negativ ins Auge. Die robusten Rahmenrohre sind mit dicken Schweißspuren versehen. Hier macht sich der Unterschied zu einem höherwertigen E-Trekkingbike bemerkbar. Könnte man aber auch als Kinderkrankheit bezeichnen, welche sich bei zukünftigen Modellen eventuell lindert. An Kabel- und Zugführung gibt es dagegen nichts auszusetzen. Beide sind im Unterrohr integriert. Einen möglichen Kabelsalat am Lenker sucht man vergebens. Die Steuereinheit wirkt aufgeräumt und übersichtlich.

Fazit

Wer ein E-Bike im mittleren Preissektor sucht, der macht mit dem BEEQ C800 Trekking nichts falsch. Prunkstück ist der hochwertige Brose-Motor, der dem Rad einen leisen aber effizienten Antrieb verpasst. Auch in Sachen Agilität kann sich das E-Trekkingbike aus Portugal sehen lassen. Die 28 Kilogramm an Eigengewicht sind im Stadtverkehr oder auf Tour kaum spürbar. Ausstattung und Komponenten sind absolut ausreichend und verrichten zuverlässig ihren Dienst. Wen kleinere Mängel am Display und an der Rahmenverarbeitung nicht stören, der holt sich diesen robusten aber flexiblen Südländer nach Hause.

Wertung

: BEEQ C800 Trekking

BEEQ C800 Trekking
  1. Ausstattung
    1,5
    • Komponenten
      1,5
      • Antrieb
        1,2
        • Handling/Fahrverhalten
          2,0
          • Verarbeitung
            2,5

            Pros

            • Solide Ausstattung
            • Effizienter Motor und Akku
            • Angenehmes Fahrgefühl
            • Hohe Agilität

            Cons

            • Kleines Display
            • Große Schweißnähte am Rahmen
            • Geringe Größenauswahl und ungenaue Angaben